Berufen, nicht gewählt: Der Weg ins Priestertum
Pfarrer Philippus Kör
Stadtlohn, Deutschland
30 Jahre
Pfarrer Philippus Kör, 30 Jahre alt, Priester der Syrisch-Orthodoxen Kirche, erzählt seine inspirierende Lebensgeschichte. Schon mit 15 Jahren verspürte er seine Berufung, als ihn die Worte des Psalm 23 tief berührten: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Diese Worte weckten den Wunsch ihn ihm Gott zu dienen. Sein Weg führte ihn 2010 ins syrische Kloster Mor Ephrem in Damaskus, wo er sich dem Studium der Heiligen Schrift und der täglichen Hingabe widmete. Trotz der Herausforderungen des Kriegs in Syrien und persönlicher Zweifel hielt er an seiner Berufung fest und wurde 2023 in einer bewegenden Zeremonie zum Priester geweiht. Im Dienst des Priestertums widmet er sich der Betreuung seiner Gemeinden sowie der Weiterentwicklung der Kirche, insbesondere in der digitalen Welt. Seine Geschichte zeigt, wie Glaube und Vertrauen in Gottes Führung selbst in schwierigen Zeiten Orientierung und Sinn geben können.
3 Impulse, die du aus Der Lebensstory für dich mitnehmen kannst
Berufung durch Glauben
„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“
➡️ Frage: Welchen Ruf spürst du in dir?
Hingabe an das Priestertum
„Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Matthäus 16,24)
➡️ Inspiration: Wie könntest du deine Leidenschaft in den Dienst einer höheren Aufgabe stellen?
Resilienz in herausfordernden Zeiten
„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Johannes 16,33)
➡️ Lesson: Wie stärkt dich dein persönlicher Glaube oder deine Überzeugung, trotz Rückschlägen weiterzugehen?
Wer bist Du & welche Lebensstory möchtest Du uns heute erzählen?
Ich bin Philippus Kör, 30 Jahre alt, und seit einem Jahr Priester in der Syrisch-Orthodoxen Kirche. Meine Aufgabe umfasst die Betreuung der Gemeinden in Stadtlohn und Bocholt, wo ich nicht nur als Priester tätig bin, sondern auch als Bezugsperson für die Jugend und als Religionslehrer wirke.
Meine Berufung verspürte ich bereits mit 15 Jahren, als ich den Psalm 23 las:
„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser. Er erquickt meine Seele. Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“
Es war ein Moment, der mein Leben veränderte. Ich fühlte einen tiefen inneren Ruf, Gott näher zu sein und mein Leben in seinen Dienst zu stellen. Dieser Wunsch wurde immer stärker, bis ich schließlich den Weg ins Priesteramt einschlug. Darüber handelt meine Lebensstory.
Pfarrer Philippus bei der Feier der heiligen Messe
Wie kam es dazu & was ging Dir durch den Kopf?
Mit 15 Jahren las ich Psalm 23 und die Bergpredigt in Matthäus 5–7, und diese Worte berührten mich tief. Besonders die Lehre von der Wahrheit ließ meine Seele nach dem Herrn dürsten. Ein Vers, der mich besonders geprägt hat, war: „Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden“ (Matthäus 5,6). Ich fühlte mich angesprochen, als ob Gott direkt zu mir sprechen würde.
Dieser Moment markierte den Beginn eines intensiven Kontakts mit der Kirche – vielleicht sogar meinen ersten „richtigen“ Kontakt mit dem Glauben in seiner ganzen Tiefe. Besonders die Aufforderung Jesu: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan“ (Matthäus 7,7) wurde für mich zum Leitmotiv.
Wie bist Du zu Beginn vorgegangen?
Ich begann, mich intensiv mit den Lehren der Kirche auseinanderzusetzen und suchte nach Antworten auf die vielen Fragen, die ich in mir trug. Die Worte Jesu, wie „Ihr seid das Licht der Welt“ (Matthäus 5,14), gaben mir die Gewissheit, dass ich meinen Platz und meine Aufgabe in der Welt finden würde. Diese Suche nach Wahrheit und die Auseinandersetzung mit den Worten der Bergpredigt legten den Grundstein für meine Berufung.
Doch die Sehnsucht und der Durst nach mehr führten mich schließlich zu einer weitreichenden Entscheidung: 2010 trat ich in das Kloster Mor Ephrem der Syrer in Saydnaya bei Damaskus ein.
Die Worte Christi aus Matthäus 16,24 wurden für mich zum Leitfaden: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Dieser Ruf hatte eine mächtige Wirkung auf mich und verstärkte mein Interesse, mein Leben in den Dienst Gottes zu stellen.
Im Kloster widmete ich mich dem täglichen Gebet und dem intensiven Studium der Heiligen Schrift. Es war eine Zeit, in der ich nicht nur mehr über den Glauben lernte, sondern auch über mich selbst und meinen Platz in Gottes Plan. Dieser Weg formte mich und legte das Fundament für alles, was ich heute bin.
Philippus wird in seiner Zeit im Kloster seinen Mentor und späteren Erzbischof der syrisch-orthodoxen Kirche Mattias Nayis kennenlernen.
Wie ging es dann weiter?
Pfarrer Philippus wird 2010 im Kloster Mor Ephrem der Syrer in Damaskus vom damaligen syrisch-orthodoxen Patriarchen geweiht
Pfarrer Philippus spürt wie Gott ihn leitet
Pfarrer Philippus Mentor und mittlerweile Erzbischof der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland weiht seinen ehemaligen Schützling. Ein bewegender Moment für Pfarrer Philippus.
Der Kirchenraum war erfüllt von den Klängen des Chors aus Messdienern und Ministrantinnen, die mit ihren Hymnen die Weihe zu einem spirituellen Erlebnis machten. Die Anwesenheit von 23 Priestern, darunter auch Geistliche aus den Niederlanden und Belgien, zeigte mir, wie sehr ich in eine größere Gemeinschaft eingebunden war. Nach der Zeremonie wurde im Haus Terhörne in Südlohn weitergefeiert. Es war ein Fest des Glaubens, der Freude und der Gemeinschaft. Besonders beeindruckte mich, dass sogar Stadtlohns Bürgermeister und der Dechant der katholischen Otger-Gemeinde an diesem besonderen Tag teilnahmen. Dieser Moment war nicht nur der Abschluss einer langen Reise, sondern auch der Beginn einer neuen, von Gott geleiteten Aufgabe.
Pfarrer Philippus feiert mit den Geistlichen und der Gemeinde seine Priesterweihe.
In welchen Momenten hast Du an Dir gezweifelt & wie hast Du wieder Mut gefasst?
Die Zeit im Kloster war nicht nur von spirituellem Wachstum und Hingabe geprägt, sondern auch von großen Herausforderungen. Der Krieg in Syrien, der 2010 begann, überschattete unser Leben im Kloster. Es waren schwere Zeiten, in denen die Unsicherheit und das Leid des Landes allgegenwärtig waren.
Trotz der äußeren Bedrohungen und der schwierigen Umstände war es der Glaube, der mich und die anderen im Kloster stärkte. Das tägliche Gebet und die Gemeinschaft halfen uns, Hoffnung zu bewahren und unsere Hingabe an Gott nicht zu verlieren. Diese Zeit stellte meinen Glauben auf eine harte Probe, aber sie festigte ihn und zeigte mir, wie wichtig es ist, in schwierigen Momenten auf den Herrn zu vertrauen.
„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33) – diese Worte Jesu gaben mir Kraft und Zuversicht, trotz der Dunkelheit um uns herum meinen Weg im Glauben fortzusetzen.
Wo stehst Du heute & wie sieht die Zukunft aus?
Heute bin ich Priester, und ich blicke mit großer Dankbarkeit auf den Weg zurück, der mich an diesen Punkt geführt hat. Jede Entscheidung, jede Herausforderung und jeder Moment der Hingabe haben dazu beigetragen, dass ich heute hier stehe und meinen Dienst für Gott und die Menschen ausüben darf.
Pfarrer Philippus bei einer Predigt.
Ich bin nicht nur Priester, sondern auch Familienvater mit zwei wundervollen Kindern. Meine Familie ist eine große Stütze in meinem Leben und gibt mir zusätzlich Kraft und Inspiration, meiner Berufung mit noch größerer Hingabe nachzugehen.
Für die Zukunft habe ich viele Pläne. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit liegt darin, die Seelsorge weiter auszubauen und noch mehr Menschen in ihrem Glauben zu begleiten. Zudem sehe ich die Notwendigkeit, unsere Syrisch-Orthodoxe Kirche stärker in die digitale Welt zu führen. Die Digitalisierung eröffnet uns neue Wege, unseren Glauben zu teilen und Menschen zu erreichen, die vielleicht nicht immer physisch Teil unserer Gemeinschaft sein können. Ich freue mich darauf, diese Schritte mit Gottes Hilfe voranzutreiben und weiter an der Verbreitung seiner Botschaft zu arbeiten.
Pfarrer Philippus hält regelmäßig Vorträge, die auch digital zur Verfügung gestellt werden.
Was hast Du aus dieser Erfahrung gelernt?
Ein Leitsatz, der mich auf meinem Weg begleitet, lautet: „Vertrau immer auf den Herrn, er wird es fügen.“ Diese Worte haben mir in vielen Momenten meines Lebens Kraft und Zuversicht gegeben. Sie erinnern mich daran, dass Gott stets an unserer Seite ist und unsere Wege lenkt, wenn wir ihm vertrauen.
Gott hat uns den freien Willen geschenkt – eine große Gabe, die uns erlaubt, Entscheidungen selbst zu treffen. Doch dabei dürfen wir eines nicht vergessen: Wir müssen Raum für Gott in unserem Leben lassen. Nur wenn wir ihm die Möglichkeit geben, in unserem Leben zu wirken, kann er uns führen und sein Werk in uns vollenden. Diese Balance zwischen eigenem Handeln und dem Vertrauen auf Gottes Führung ist ein Schlüssel zu einem erfüllten Leben im Glauben.
Pfarrer Philippus versucht regelmäßig Raum fürs Gebet und das Gespräch mit Gott im Leben zu lassen.
Welche Strategien, Methoden & Tools waren entscheidend für Deinen Erfolg?
Ein wichtiger Aspekt meines Weges war die geistliche Betreuung durch meinen spirituellen Vater, Pfarrer Danho Bulut. Seine Weisheit, seine Begleitung und seine Gebete waren für mich eine wertvolle Stütze, besonders in schwierigen Zeiten. Ein spiritueller Vater hilft dabei, den Glauben zu vertiefen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und auf dem Weg der Berufung zu bleiben.
Pfarrer Philippus mit seinem spirituellen Vater Danho Bulut
Ein weiterer wichtiger Grundsatz, den ich auf meinem Weg gelernt habe, ist: Setze dir kleine Ziele. Große Fortschritte erreicht man Schritt für Schritt. Diese kleinen, erreichbaren Ziele helfen nicht nur, motiviert zu bleiben, sondern geben auch die Möglichkeit, jeden Erfolg bewusst zu erleben und daraus neue Kraft zu schöpfen. So bleibt der Weg – egal wie lang er sein mag – immer machbar.
Welche Bücher, Podcasts oder andere Ressourcen haben dich besonders inspiriert?
Die Bibel war und ist für mich die wichtigste Quelle der Inspiration und Führung. Sie gibt mir nicht nur Antworten auf die Fragen des Lebens, sondern auch Trost und Orientierung in schwierigen Momenten.
Die Bibel gibt Pfarrer Philippus regelmäßig Führung und Inspiration.
Neben der Heiligen Schrift haben mich die Schriften der Kirchenväter tief geprägt, insbesondere die Werke von Jakob von Sarug. Seine Texte sind für mich ein Schatz der Weisheit und Spiritualität. Sie eröffnen einen Blick auf die tiefe Schönheit unseres Glaubens und inspirieren mich, diese in meinem eigenen Leben und Dienst umzusetzen.
Auch die Gespräche und Begegnungen mit geistlichen Vätern waren von unschätzbarem Wert. Sie lehrten mich, meinen Glauben zu vertiefen und die Bedeutung von Demut, Weisheit und Gottesfurcht in meinem Leben zu erkennen. Diese Begegnungen eröffneten mir immer wieder neue Perspektiven und stärkten meinen Weg im Glauben.
"Bleibt fest in der brüderlichen Liebe! Vernachlässigt nicht die Gastfreundschaft; denn durch sie haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt“ Hebräerbrief 13–1‑2
Welchen Rat kannst Du den Leuten, die Deine Geschichte hören, auf ihrem Weg mitgeben?
Sei immer geduldig und offen für Gottes Plan: Manchmal kann der Weg zur Berufung länger dauern, als man erwartet. Vertraue darauf, dass Gott dich führt, auch wenn die Antworten nicht sofort kommen.
Ein langer Weg zum Priester für Philippus, aber Gott hat ihn begleitet und er wird weiterhin auf Ihn setzen.
Wo können interessierte Personen mehr erfahren?
Ihr findet mich auf Instragram und TikTok unter Abuna Philippus