Auslandsaufenthalt und Karriere: Ein Manager blickt zurück

Abboud Zeitoune

Aziz Iran

Bebra, Deutsch­land
31 Jahre

Aziz erfüllte sich früh den Traum vom Auslands­auf­ent­halt, ohne seine Karriere zu gefähr­den. Trotz seiner Verwur­ze­lung in Bebra führte ihn die Sehn­sucht nach neuen Erfah­run­gen nach San Diego und Valen­cia. Durch sorg­fäl­tige Planung konnte er sein Studium und Reisen erfolg­reich verbin­den, was ihm neue Freund­schaf­ten und wert­volle kultu­relle Erleb­nisse bescherte. Heute ist er glück­li­cher Fami­li­en­va­ter und erfolg­rei­cher Mana­ger bei Frese­nius Kabi und inspi­riert andere, ihre Komfort­zone zu verlas­sen und lebens­ver­än­dernde Erfah­run­gen zu sammeln.

3 Impulse, die du aus Der Lebensstory für dich mitnehmen kannst

1. Die Macht des Aufbruchs 
„Ich wollte etwas erle­ben, das mir neue Hori­zonte öffnet und mir Geschich­ten für das Leben schenkt.“
➡️ Frage an Dich: Was hat dich in deinem Leben dazu bewegt, deine Komfort­zone zu verlas­sen, und wie hat es deine Perspek­tive verän­dert?

2. Planung als Erfolgs­fak­tor 
„Ich wusste, ich muss alles gut planen, um meine beruf­li­chen Ziele nicht zu gefähr­den.“
➡️ Tipp: Eine durch­dachte Planung kann der Schlüs­sel zu deinem Erfolg sein. Welchen Plan könn­test du heute erstel­len, um deine lang­fri­sti­gen Ziele zu errei­chen?

3. Inter­na­tio­nale Freund­schaf­ten berei­chern das Leben
„Die Freund­schaf­ten, die ich während meines Auslands­auf­ent­hal­tes geschlos­sen habe, haben mein Leben nach­hal­tig geprägt.“
➡️ Tipp: Öffne dich für neue Begeg­nun­gen und inter­na­tio­nale Freund­schaf­ten – sie können dir neue Perspek­ti­ven und lebens­lange Verbin­dun­gen schen­ken.

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Wer bist Du & welche Lebensstory möchtest Du uns heute erzählen?

Hi, ich bin Aziz Iran, 31 Jahre alt. In meiner Story erzähle ich, wie ich mir den Traum von einem Auslands­auf­ent­halt erfüllt habe und wie diese Erfah­run­gen mein Leben geprägt und verän­dert haben. Ich werde zeigen, wie es mir gelun­gen ist, dies zu errei­chen, ohne meinen Karrie­re­weg zu gefähr­den, und welche groß­ar­ti­gen Freund­schaf­ten daraus entstan­den sind.

Aziz bei seinem Auslandsaufenthalt an der Sunset Cliffs in La Jolla, San Diego

Aziz bei seinem Auslandsaufenthalt an der Sunset Cliffs in La Jolla, San Diego

Wie kam es dazu & was ging Dir durch den Kopf?

Ich bin in Bebra aufge­wach­sen, dort zur Schule gegan­gen und habe mein Abitur im nahe­ge­le­ge­nen Roten­burg an der Fulda (ca. 6 km entfernt) gemacht. Zum Studium plante ich ursprüng­lich nicht wegzu­zie­hen, sondern, falls möglich, zu pendeln, um mein Leben im gewohn­ten Umfeld weiter­zu­füh­ren. Ich spielte Fußball in Bebra, war akti­ves Mitglied der syrisch-ortho­do­xen Kirche in Bebra und immer eng mit meiner Fami­lie verbun­den – kurz gesagt, ich war durch­weg glück­lich und es fehlte mir an nichts.

Zu dieser Zeit machte ich mir keine großen Gedan­ken über die Zukunft, sondern erle­digte einfach die anste­hen­den Aufga­ben. Irgend­wann, kurz vor dem Studium, stellte ich mir jedoch die Frage: Was jetzt? Es gibt so viele Möglich­kei­ten: ein sozia­les Jahr, Work and Travel, Studium, … Der Gedanke, aus meiner Komfort­zone heraus­zu­tre­ten und die Welt zu entdecken, kam auf. Ich wollte etwas erle­ben, von dem ich später meinen Kindern erzäh­len könnte. Mein erster Gedanke war: Ich möchte ins Ausland. Aber wann? Jetzt sofort? Was wird aus meiner Fami­lie und meinem Umfeld? Und will ich wirk­lich alles aufge­ben, was ich mir in den letz­ten Jahren hart erar­bei­tet habe? Ich strebte stets nach Erfolg – gutes Abitur, gutes Studium, gute Arbeits­stelle, und das so schnell wie möglich. Also brauchte ich einen Plan, wie ich beides kombi­nie­ren und errei­chen konnte. Daher begann ich, einen solchen Plan zu entwickeln.

Wie bist Du zu Beginn vorgegangen?

Am einfach­sten erschien mir die Kombi­na­tion aus Studium und Auslands­auf­ent­halt. Zum Studium wollte ich sowieso nicht weit weg, sondern eher meiner Fami­lie und Region verbun­den blei­ben. Daher entschied ich mich für ein Studium an der Univer­si­tät in Kassel, die gut mit dem Zug erreich­bar war. In Kassel wurde auch der Studi­en­gang Wirt­schafts­in­ge­nieur­we­sen ange­bo­ten, der, da ich ein Allroun­der und kein Spezia­list bin, perfekt zu mir passte.

Meinen lang­jäh­ri­gen Freund Florian, der sich entschloss, gemein­sam mit mir zu studie­ren, weihte ich in den Plan vom Auslands­auf­ent­halt ein und über­zeugte ihn, den Plan mit mir umzu­set­zen. Als wir mit dem Studium began­nen, erhiel­ten wir den Studi­en­plan für das erste Seme­ster. Während alle Kommi­li­to­nen über den über­la­de­nen Wochen­plan für die Wirt­schafts­in­ge­nieur­we­sen-Studen­ten klag­ten, dachte ich nur: „Wo ist eine Lücke in diesem Plan und welches zusätz­li­che Modul passt in diese Lücke?“ Ich musste bereits jetzt anfan­gen, Module aus späte­ren Seme­stern vorzu­zie­hen, um später weni­ger Module während des Auslands­auf­ent­halt bele­gen zu müssen und mein Studium dennoch in Regel­stu­di­en­zeit abzu­schlie­ßen. Also schaute ich mir die Module für die näch­sten Seme­ster an und fand „Wirt­schafts­recht“, das noch in den freien Block Frei­tag nach­mit­tags von 14 bis 16 Uhr passte. Eine undank­bare Zeit, aber Augen zu und durch, dachte ich mir und belegte das Modul.

Die Anfänge unseres Studiums an der Universität Kassel – Florian (links), Aziz (rechts)

Die Anfänge unseres Studiums an der Universität Kassel – Florian (links), Aziz (rechts)

Zur glei­chen Zeit begann ich, mich mit Optio­nen für den Auslands­auf­ent­halt zu beschäf­ti­gen. Mein dama­li­ges Mind­set war: irgend­wo­hin, wo es warm ist, viel­leicht etwas Englisch­spra­chi­ges, um meine Sprach­kennt­nisse zu verbes­sern. Außer­dem musste ich während des Auslands­auf­ent­halt dort minde­stens drei Kurse meines Studi­ums bele­gen, um das Studium nicht zu verzö­gern. Nach inten­si­ver Suche und Empfeh­lun­gen von Freun­den entschied ich mich schließ­lich für einen Auslands­auf­ent­halt an der San Diego State Univer­sity (SDSU) in Kali­for­nien, USA. Ein Traum­ort mit West­co­ast-Feeling, Traum­strän­den und latein­ame­ri­ka­ni­schem Flair. Zudem bot die Univer­si­tät viele Ange­bote im Bereich Tech­nik und Wirt­schaft an. Daher wählte ich die Module Ther­mo­dy­na­mik, Money & Banking und Finan­cial Invest­ment.

Die Orga­ni­sa­tion des Auslands­auf­ent­halt erfolgte über die Webseite college-contact.com. Nach­dem alle Punkte grob geklärt waren, ging alles rela­tiv schnell: Ich sprach mit meiner Fami­lie, passte den Studi­en­plan an, reichte die Doku­mente ein, buchte den Flug und flog gemein­sam mit Florian nach San Diego. So begann das große Aben­teuer.

Bild aus dem Flugzeug auf dem Weg zum ersten Auslandsaufenthalt nach San Diego

Bild aus dem Flugzeug auf dem Weg zum ersten Auslandsaufenthalt nach San Diego

Wie ging es dann weiter?

Es folgte eine der schön­sten Zeiten meines Lebens, gefüllt mit wunder­vol­len Erin­ne­run­gen, zahl­rei­chen Reisen und Aben­teu­ern sowie einzig­ar­ti­gen Freund­schaf­ten, die aus dem Auslands­auf­ent­halt entstan­den. Um alle Erfah­run­gen, Eindrücke und Momente fest­zu­hal­ten, würde wahr­schein­lich nicht einmal ein Buch ausrei­chen. Deshalb möchte ich zumin­dest einige prägende Momente mit euch teilen.

In San Diego wohnte ich gemein­sam mit Florian in einem Gebäu­de­kom­plex mit etwa 300 Leuten – einem bunten Mix aus Brasi­lia­nern, Arabern, Asia­ten, Euro­pä­ern und Ameri­ka­nern. Dort lernte ich einen jungen Mann kennen, der sich aus mir uner­klär­li­chen Grün­den „Twen­tyTwo“ nannte. Allein dadurch erlangte er Aufmerk­sam­keit, und jeder kannte ihn. Nach­dem Florian und ich bereits Tage zuvor unse­ren Trip zum Yose­mite Natio­nal­park geplant hatten, begeg­ne­ten wir etwa zwei Stun­den vor der Abfahrt, gegen Mitter­nacht, Twen­tyTwo im Fahr­stuhl. Als Witz meinte ich: „Wir fahren gleich zum Yose­mite Natio­nal­park, Lust mitzu­kom­men?“ Ohne zu zögern, antwor­tete er: „I’m down“, was so viel wie „Bin dabei“ bedeu­tet. Diese spon­tane Haltung setzte sich die näch­sten fünf Monate fort und prägte mich. Twen­tyTwo war ein einfa­cher Mensch, immer bei allem dabei und stets auf der Suche nach Lösun­gen statt Proble­men. Einmal stan­den wir zu siebt am Strand, etwa 20 Minu­ten von unse­rem Zuhause entfernt, und hatten nur ein Auto. Für Twen­tyTwo kein Problem: „2 nach vorne, 4 nach hinten und eine Person in den Koffer­raum.“ Schon war die Lösung gefun­den. Jahre später besuchte er Florian und mich in Deutsch­land, und der Kontakt zu ihm bleibt bis heute erhal­ten.

Aziz, Florian und TwentyTwo im Yosemite National Park, während dem Auslandsaufenhalt in San Diego

Aziz, Florian und TwentyTwo im Yosemite National Park, während dem Auslandsaufenhalt in San Diego

Ein weite­res unver­gess­li­ches Erleb­nis während dem Auslands­auf­ent­halt war die Reise zum Grand Canyon, zum Hoover Dam und nach Las Vegas. Eines Abends unter­hiel­ten wir uns drau­ßen vor der Tür, als wir einen Jungen im Roll­stuhl trafen, der rauchte. Er war sehr zurück­hal­tend und bemühte sich, nicht aufzu­fal­len. Alle spra­chen über geplante Reisen, und um ihn einzu­bin­den, fragte ich ihn: „Was ist mit dir?“ Er hatte keine konkrete Antwort, wollte aber auch gerne bald nach Las Vegas. Florian und ich boten ihm spon­tan an, uns am Wochen­ende auf unse­rer Reise zu beglei­ten. So kam es auch, und obwohl es aufgrund seiner Behin­de­rung einige klei­nere Einschrän­kun­gen gab, genos­sen wir die gemein­same Zeit sehr. Die Freund­schaft zu Fahad blieb bestehen, und neun Jahre später besuch­ten Florian, mein Bruder, mein Schwa­ger und ich ihn in Saudi-Arabien. Wir erkun­de­ten einen großen Teil des Landes mit ihm, lern­ten die Kultur haut­nah kennen und schlie­fen unter ande­rem mit Bedui­nen unter dem Ster­nen­him­mel der saudi­schen Wüste. Es war eine unglaub­lich authen­ti­sche Reise voller unbe­schreib­li­cher Gast­freund­schaft.

Das Wiedersehen mit Fahad in den Tiefen von Saudi Arabien, Al UIa. 9 Jahren nach dem Auslandsaufenhalt in San Diego

Das Wiedersehen mit Fahad in den Tiefen von Saudi Arabien, Al UIa. 9 Jahren nach dem Auslandsaufenhalt in San Diego

Ich schloss in San Diego auch Freund­schaf­ten mit japa­ni­schen und chine­si­schen Kommi­li­to­nen. Anfangs spra­chen wir kaum mitein­an­der, obwohl wir im selben Zimmer über­nach­te­ten. Doch als das Eis gebro­chen war, entwickelte sich eine der respekt­voll­sten und loyal­sten Freund­schaf­ten, die man sich nur wünschen kann. Ich lernte unter ande­rem, dass Japa­ner nicht direkt „nein“ sagen können und ihr „maybe yes“ eigent­lich ein „nein“ ist. Ich freun­dete mich ebenso mit dem Chine­sen Lu und dem Deut­schen Serdar an, die ich zehn Jahre nach dem Auslands­auf­ent­halt später in China wieder­traf. Gemein­sam erkun­de­ten wir Shang­hai und Peking und besuch­ten die Chine­si­sche Mauer. Es fühlte sich ganz wie vor zehn Jahren an, nur an einem ande­ren Ort unter ande­ren Umstän­den.

Serdar und Aziz auf der Chinesischen Mauer, 10 Jahre nach dem ersten Treffen bei unserem Auslandsaufenhalt in San Diego

Serdar und Aziz auf der Chinesischen Mauer, 10 Jahre nach dem ersten Treffen

Die Zeit in San Diego war so berei­chernd, dass ich mich im Rahmen meines Master­stu­di­ums im zwei­ten Seme­ster für einen weite­ren Auslands­auf­ent­halt an der Univer­si­dad de Valen­cia in Spanien entschied. Wieder mit einer ähnli­chen Planung und Erfah­rung, dies­mal jedoch komplett allein auf mich gestellt, ohne meinen treuen Gefähr­ten Florian.

In Valen­cia zog ich mit zwei Italie­nern und einer Öster­rei­che­rin in eine WG. Zwar harmo­ni­sier­ten wir direkt von Anfang an, trotz­dem machte jeder zunächst sein eige­nes Ding. In den folgen­den Wochen mach­ten wir immer mehr zusam­men. Situa­tio­nen wie die folgen­den trugen dazu bei: Ich reinigte einmal die gesamte Wohnung, obwohl es nicht mein Job war, teilte alle meine Sachen und lud regel­mä­ßig alle zum gemein­sa­men Essen ein. Ob das direkt damit zusam­men­hing oder nicht, ich weiß es nicht, aber auch das WG-Verhal­ten änderte sich. Gemein­sa­mes Kochen, Essen, Film­abende und Akti­vi­tä­ten wurden zur Norma­li­tät. Wir reisten sogar gemein­sam durch Anda­lu­sien und besuch­ten Granada, Sevilla, Córdoba und Málaga.

Viele gemeinsame Momente mit Freunden und Familie während des Auslandsemesters in Valencia

Viele gemeinsame Momente mit Freunden und Familie während des Auslandsemesters in Valencia

Damit nicht der Eindruck entsteht, ich hätte nichts gemacht, außer zu reisen und Spaß zu haben: Unter der Woche arbei­tete ich alle Studi­en­the­men vor. Gemein­sam mit Florian saßen wir teil­weise bis 4 Uhr morgens in der Biblio­thek und studier­ten, um das Wochen­ende genie­ßen und reisen zu können. Auch dabei lern­ten wir Neues, wie zum Beispiel die Arabi­sche 10–20-Lernregel – jeweils 10 Minu­ten lernen, danach 20 Minu­ten ausru­hen.

In welchen Momenten hast Du an Dir gezweifelt & wie hast Du wieder Mut gefasst?

Mein erster Auslands­auf­ent­halt in San Diego begann fanta­stisch. Die ersten Wochen waren schön, keine Uni, alles war neu. Doch als sich der Alltag lang­sam einpen­delte und mein Geburts­tag näher rückte, den ich immer im fami­liä­ren Kreis gefei­ert hatte, kam die Sehn­sucht nach Zuhause und meiner Fami­lie auf. Es war ein mulmi­ges Gefühl, und ich hätte gerne zu Hause sein wollen. Am 24. Septem­ber, meinem Geburts­tag, folgte dann die große Über­ra­schung: Zahl­rei­che Freunde kamen zusam­men und plan­ten ohne mein Wissen meinen Geburts­tag für mich. Ein Abend, den ich so nie wieder verges­sen werde. In den folgen­den Wochen fand ich immer wieder Halt bei den Freun­den, die ich dort kennen­ge­lernt hatte. Wir wurden zu einer großen Fami­lie, und mit der Zeit kannte ich fast alle der 300 Bewoh­ner des Studen­ten­kom­ple­xes und war gefühlt nie allein.

Einige von Aziz´ engsten Freunde – ein bunter Mix aus aller Welt

Einige von Aziz´ engsten Freunde – ein bunter Mix aus aller Welt

Wie bereits oben beschrie­ben, führte mich mein zwei­ter Auslands­auf­ent­halt nach Valen­cia, Spanien. Ich reiste nur mit einem Koffer, der Studi­en­be­stä­ti­gung und einer Hostel-Reser­vie­rung für die ersten drei Tage dort­hin, mit der Hoff­nung, schnell eine Bleibe zu finden. Anfang Septem­ber herrsch­ten Tempe­ra­tu­ren weit über 30°C. Ich lief die Blasco Ibáñez Straße auf und ab, um das Studi­en­se­kre­ta­riat, Makler und Studen­ten­wohn­heime abzu­klap­pern. Es war bereits der dritte Tag der inten­si­ven Suche, und ich hatte noch immer keine dauer­hafte Bleibe gefun­den, obwohl die Uni in zwei Tagen begin­nen sollte.

Gegen 19 Uhr, in der Abend­däm­me­rung, schmerz­ten meine Füße von den Blasen, die ich mir in den Sanda­len gelau­fen hatte. Ich hatte den ganzen Tag nichts geges­sen und setzte mich erst­mal auf eine Bank am Stra­ßen­rand. Mein Kopf fiel nach unten und ich fragte mich: „Warum bin ich über­haupt hier? Warum tue ich mir das an? Ich könnte jetzt zu Hause bei meiner Fami­lie sein, warmes Essen vor mir haben und gemüt­lich einen Film schauen.“ Ich schloss die Augen und nahm mir einen Moment der Ruhe.

Einige Minu­ten später dachte ich darüber nach, was ich machen könnte. Dann stellte ich mir die Frage: „Was ist das Schlimm­ste, was passie­ren kann?“ und beant­wor­tete sie direkt: „Dann bleibe ich eben zwei Wochen oder auch einen Monat im Hostel, bis ich etwas finde.“ Ich hob den Kopf und das Erste, was mir ins Auge fiel, war eine Burger King-Filiale. Also ging ich erst­mal dort essen, kehrte zurück in mein Hostel, verlän­gerte meinen Aufent­halt dort und ging am näch­sten Tag wieder mit voller Kraft auf die Suche. Wie es das Schick­sal wollte, fand ich zwei Tage später eine WG und zog direkt ein.

Unser heutiger Sponsor

Wo stehst Du heute & wie sieht die Zukunft aus?

Ich bin mitt­ler­weile glück­lich verhei­ra­tet, habe zwei wunder­volle Kinder und arbeite als Direc­tor im Marke­ting und Produkt Manage­ment bei Frese­nius Kabi, einem globa­len Medi­zin- und Phar­ma­kon­zern.

Aziz ist mittlerweile Manager beim Medizinkonzern Fresenius Kabi

Aziz ist mittlerweile Manager beim Medizinkonzern Fresenius Kabi

Heute kann ich auf all diese schö­nen Momente zurück­blicken, sie mit ande­ren teilen und mit Gewiss­heit sagen, dass ich durch die Auslands­auf­ent­halte ein inter­kul­tu­rel­les Verständ­nis aufge­baut habe, das ich sonst nie erlangt hätte. Meine Lebens­ein­stel­lung und meine Denk­weise über andere Kultu­ren haben sich stark verän­dert. Zudem habe ich nie das Gefühl, etwas verpasst zu haben, und erfreue mich an den zahl­rei­chen Lehr­stun­den, die all diese Erleb­nisse mit sich gebracht haben. Letzt­end­lich fühlt es sich so an, als würde ich mit offe­nen Augen durch die Welt laufen.

Ich blicke auf zahl­rei­che inter­na­tio­nale Freund­schaf­ten zurück und möchte auch in Zukunft diese Freund­schaf­ten am Leben erhal­ten und noch das ein oder andere Land mehr besu­chen, um meine Freunde wieder­zu­se­hen. Sicher ist, dass einige dieser Freund­schaf­ten ein Leben lang bestehen blei­ben werden. Sollte das wider Erwar­ten nicht der Fall sein, blei­ben mir dennoch die wert­vol­len Erin­ne­run­gen, die mir in vielen Momen­ten ein Lächeln auf das Gesicht zaubern.

Was hast Du aus dieser Erfahrung gelernt?

Es lohnt sich, aus seiner Komfort­zone heraus­zu­tre­ten und Wege zu gehen, die einem zunächst schwer oder unmög­lich erschei­nen. Das sollte man nicht unüber­legt tun, sondern ziel­stre­big und mit einem Plan. Sicher ist, dass dieser Plan nie komplett aufge­hen wird. Deshalb ist es wich­tig, sich selbst und das Leben nicht zu ernst zu nehmen und immer locker zu blei­ben. Es wird immer irgend­wel­che Probleme geben. Ich habe gelernt, mich nicht auf Probleme zu fixie­ren, sondern mental stark zu blei­ben und Lösun­gen zu erar­bei­ten.

Im Allge­mei­nen habe ich dazu gelernt, dass alle Menschen, so unter­schied­lich sie auch in ihrer Herkunft und Kultur sein mögen, im Kern gleich sind. Wer Menschen gut behan­delt und nicht nur auf seinen eige­nen Nutzen schaut, wird Freunde finden. Das beginnt bei klei­nen Dingen wie Respekt, Höflich­keit und Verständ­nis. Auf dieser Basis entste­hen die besten Freund­schaf­ten, die durch gemein­same Erleb­nisse gefe­stigt werden. An dieser Stelle – schöne Grüße an alle Wegge­fähr­ten und Freunde!

Welche Strategien, Methoden & Tools waren entscheidend für Deinen Erfolg?

Ordnung und Planung: Wer im Kopf klar ist und diese Klar­heit auf Papier bringt, hat bereits gewon­nen. Zunächst muss man sein über­ge­ord­ne­tes Ziel kennen. Wenn man es nicht kennt, kann man nicht darauf­hin planen und wird es niemals errei­chen. Oft reicht es schon aus, diesen Plan in einem Satz aufzu­schrei­ben. Ich formu­lierte damals den Satz: „Ich möchte ins Ausland, ohne meiner Karriere zu scha­den.“ Der Erfolg war nur möglich, weil ich früh ange­fan­gen habe zu planen.

Mentale Stärke: In schwie­ri­gen Situa­tio­nen stellte ich mir oft die Frage: „Was ist das Schlimm­ste, was passie­ren kann?“ Nach­dem ich mir diese Frage selbst beant­wor­tete, reali­sierte ich oft, dass das vermeint­li­che Problem entwe­der keins war oder nicht so schlimm wie ange­nom­men. Alter­na­tiv stellte ich mir oft die Frage: „Wie geht es ande­ren Menschen? Haben diese Menschen das glei­che Problem?“ Dabei stellte ich fast immer fest, dass die meisten Menschen auf dieser Welt sich wahr­schein­lich wünschen würden, Probleme wie meine zu haben.

Mensch­lich­keit und Respekt: Ich bin im Eltern­haus so aufge­wach­sen, dass Respekt eine große Rolle spielte. Diese Haltung möchte ich an alle meine Mitmen­schen weiter­ge­ben.

Der Schlüssel zum Auslandsaufenhalt: Starte mit einem Plan

Der Schlüssel zum Auslandsaufenhalt: Starte mit einem Plan

Welche Bücher, Podcasts oder andere Ressourcen haben dich besonders inspiriert?

Die Bibel ist für mich die größte Inspi­ra­tion, da sie die Menschen zur Demut und Liebe erzieht.

Die Bibel - Inspirationsquelle für Aziz

Die Bibel – Inspirationsquelle für Aziz

Welchen Rat kannst Du den Leuten, die Deine Geschichte hören, auf ihrem Weg mitgeben?

Es lohnt sich, neue Heraus­for­de­run­gen zu suchen und neue Wege einzu­schla­gen, denn daraus entste­hen lebens­be­rei­chernde Erfah­run­gen und Erin­ne­run­gen. In Kombi­na­tion mit genug Ehrgeiz und Willen kannst du in deinem Leben alles errei­chen. Wenn du es nicht erreichst, liegt es daran, dass du nicht genug dafür tust. Du musst bereit sein, dein Leben nach deinen Zielen auszu­rich­ten. Das A und O dabei ist die Planung. Mach dir Gedan­ken darüber, wo du hinwillst, und arbeite Schritt für Schritt an diesem Plan. Auch wenn es Momente oder Situa­tio­nen gibt, die dich zurück­wer­fen oder zwei­feln lassen, werden diese mit einem gesun­den Mind­set bald verge­hen.

Das ist die Basis dafür, dass aus zunächst unge­wis­sen Zukunfts­plä­nen die schön­sten Dinge in deinem Leben entste­hen: Ereig­nisse, die dich dein Leben lang prägen werden, Erleb­nisse, an die du dich gerne zurück­er­in­nerst, und Momente und Freund­schaf­ten, für die du auf ewig dank­bar sein wirst.

"Du musst bereit sein, dein Leben nach deinen Zielen auszurichten"

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