Disziplin > Motivation: Wie kleine Schritte große Veränderungen bewirken
Tim Gollenia
Freiburg, Deutschland
27 Jahre
Tim, heute Online Marketing Manager bei der Badischen Zeitung, blickt auf eine bewegende Lebensveränderung zurück. Früher geprägt von Faulheit und Trägheit, musste Tim sich nach einem miserablen Abitur der Realität stellen und suchte nach einem neuen Weg. Ein Ausbildungsplatz bei einer Tageszeitung brachte Struktur in sein Leben, die ihm half, Disziplin zu entwickeln – eine Tugend, die ihn nachhaltig veränderte. Schritt für Schritt baute er seinen Alltag um, investierte in seine körperliche Gesundheit und schloss erfolgreich ein duales Studium ab. Heute setzt Tim auf Disziplin und kontinuierliche Selbstverbesserung und inspiriert andere, ihren eigenen Weg zu gehen.
3 Impulse, die du aus Der Lebensstory für dich mitnehmen kannst
Disziplin als Schlüssel zur Veränderung
"Disziplin bedeutet für mich nicht 365 Tage im Jahr alles zur Perfektion zu gestalten, sondern jeden Morgen aufzustehen und etwas Sinnvolles für mein Leben zu erreichen."
➡️Frage: Wie kannst du Disziplin in deinen Alltag integrieren, um langfristig Erfolge zu erzielen?
Struktur ist wichtig
"Die Struktur des Arbeitslebens brachte mich wieder zurück in die Realität und half mir, mich nicht nur beruflich, sondern auch privat zusammenzureißen."
➡️Lesson: Nutze die Kraft der Routine, um Klarheit und Fokus in deinem Leben zu gewinnen. Welche Gewohnheit könnte deinen Tag strukturieren?
Kleine Schritte führen zu großen Erfolgen
"Veränderung kommt nicht von heute auf morgen. Gehe jeden Tag einen Schritt weiter und du wirst sehen, dass die Veränderung unweigerlich ihren Verlauf nimmt."
➡️Inspiration: Welche kleinen Schritte kannst du heute unternehmen, um deinem Ziel näherzukommen?
Wer bist Du & welche Lebensstory möchtest Du uns heute erzählen?
Hey, ich heiße Tim Gollenia, bin 27 Jahre alt und arbeite momentan als Online Marketing Manager bei der Badischen Zeitung im wunderschönen Freiburg. Den größten Teil meiner Freizeit verbringe ich damit, meinen Körper und Geist weiterzubilden, soweit es mir möglich ist.
Vor einigen Jahren sah mein Leben allerdings noch ganz anders aus. Faulheit, Trägheit, Null-Bock-Einstellung – all das beschreibt mein früheres Ich in beängstigender Perfektion. Um mein Leben umzukrempeln, bedurfte es viel Arbeit, bei der eine Tugend zu meinem steten Begleiter wurde. Davon möchte ich dir heute erzählen.
Tim Gollenia
Wie kam es dazu & was ging Dir durch den Kopf?
Der erste Schritt zur Veränderung ist das Eingeständnis. Dieser erste Schritt dauerte viele Jahre meines Lebens und würde den Rahmen meiner Lebensstory sprengen. Jedoch möchte ich dir meine damalige Situation anhand eines Beispiels erläutern.
Im Jahr 2015 schaffte ich mein Abitur mit Ach und Krach. Ein eher miserabler Schnitt und das Ergebnis meiner nicht vorhandenen Arbeit der letzten Jahre. Meine Eltern hatten mir schon ab der 7. Klasse prophezeit, dass das mit dem Abitur nichts werden würde, wenn sich meine Einstellung nicht änderte.
Jetzt war ich endlich fertig mit der Schule und hatte keine Pläne für meine Zukunft. Was sollte ich aus meinem Leben machen? Könnte ich überhaupt etwas aus meinem Leben machen? War ich in der Lage, ein Studium zu absolvieren?
Damals entschied ich mich, mich in einem NC-freien Studiengang an der Universität in Freiburg einzuschreiben. Ich besuchte ein paar Vorlesungen, aber ich passte noch weniger auf als in meiner Schulzeit und scheiterte an jeder Klausur mit 5,0. Dieses Vergnügen dauerte drei Semester, bis sich meine Eltern ein Herz fassten, weil sie das Elend nicht mehr mit ansehen konnten. Sie erzählten mir von einer Ausbildungsstelle zum Medienkaufmann bei der renommierten Tageszeitung in Freiburg und sagten, ich solle mich doch einfach mal bewerben.
Ich bewarb mich, durchlief den Auswahlprozess und fing am 1. September 2017 meine Ausbildung an.
Heute sehe ich diesen Tag als den ersten Tag meiner Veränderung an.
Tim startet seine Ausbildung
Wie bist Du zu Beginn vorgegangen?
Meine Ausbildung brachte etwas sehr Wichtiges mit sich, was es zuvor in meinem Studium nicht gegeben hatte – einen geordneten Tagesablauf und somit Struktur. Die Struktur des Arbeitslebens brachte mich wieder zurück in die Realität und half mir, mich nicht nur beruflich, sondern auch privat zusammenzureißen. Jeden Morgen stand ich auf, ging zur Arbeit oder zur Berufsschule und kam gegen späten Nachmittag nach Hause.
Tim während seiner Ausbildung
Eines Tages wurde mir bewusst, dass ich die Jahre nach meinem Abitur mehr oder weniger „verschwendet“ hatte, dass ich mein Leben nicht mehr wegschmeißen wollte und dementsprechend etwas für meine Zukunft tun musste. Also kam zum ersten Mal die Disziplin in mein Leben. Dabei mochte „kommen“ das falsche Wort sein, denn ich musste mir die Disziplin selbst auferlegen und mit Arschtritten erzwingen. Ich hatte teilweise immer noch keine große Motivation, aber die Disziplin brachte mich zum Lernen des Schulstoffs und half mir beim morgendlichen Aufstehen. Dies resultierte nach drei Jahren in einem sehr guten Abschluss und der Möglichkeit, ein duales Studium anzuhängen.
Tim feiert seinen Ausbildungsabschluss mit seiner Familie
Meine liebste Definition des Wortes „Disziplin“ kommt aus dem Duden: „Das Beherrschen des eigenen Willens, der eigenen Gefühle und Neigungen, um etwas zu erreichen.“ Dabei kann der Wille eines Menschen Unglaubliches vollbringen. Nicht umsonst heißt es: „Der Wille kann Berge versetzen.“
Damals gab es kein einzelnes Ereignis, das meinen Blick und meine Einstellung nachweislich veränderte, sondern rückblickend würde ich es vielmehr als langwierigen Prozess beschreiben. Beschäftige dich mit dir selbst, stelle dir Fragen und beantworte sie bestenfalls mit vollumfänglicher Wahrheit. Was möchtest du erreichen? Was erwartest du vom Leben? Wie möchtest du sein? Mit solchen und ähnlichen Fragen kannst du hoffentlich, wie ich, die nötige Klarheit deiner Situation erkennen und den Willen entwickeln, etwas daran zu ändern. Ob du diese Fragen, so wie ich, in deinem Kopf beantwortest oder sie auf einem Blatt Papier niederschreibst, ist dir überlassen. Dabei ist es völlig legitim, wenn du Zeit brauchst. Ich würde dir sogar raten, dass du diese Fragen nie vergisst und stets mit dir trägst. Der Prozess der Veränderung ist nie vorbei.
Wie ging es dann weiter?
Am 1. Oktober 2020 startete ich in mein duales Studium. Die Situation war aufgrund der Corona-Pandemie angespannt. In den drei Jahren meiner Ausbildung hatte sich aber langsam etwas in mir geändert. Nach einigen Jahren der On/Off-Beziehung mit dem Sport war ich sehr unsportlich geworden und hatte meine Ambitionen aus Kindheitstagen verloren. Jedoch begann die berufliche Welt, ihre Fühler auf mein privates Leben auszuweiten. Mein Körper war mit Anfang 20 in einer beinahe katastrophalen Verfassung, ich hatte mit Nacken- und Rückenschmerzen zu kämpfen und schlief schlecht. Somit startete ich fast zeitgleich zum Beginn meines Studiums mit einem einfachen Trainingsplan. Dafür kaufte ich mir ein bisschen Equipment für das Training daheim und begann mit drei Ganzkörper-Trainingseinheiten pro Woche. Vorwiegend wollte ich Gewicht verlieren, ein bisschen Muskeln aufbauen und meinem Körper die Funktionalität zurückgeben.
Tim fängt an das Thema Ernährung und Sport wieder ernst zu nehmen
Es war an der Zeit, mich wieder einen Schritt voranzubringen und meine körperliche Gesundheit in die Hand zu nehmen. Ich wollte mich vital und fit fühlen, nicht lethargisch und träge. Das Training funktionierte, meine Ernährung wurde durch ein Kaloriendefizit und den mehrheitlichen Verzicht auf Zucker etwas gesünder und in meinem Studium lernte ich tolle neue Menschen kennen. Mein Leben begann sich immer weiter zu wandeln. Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr.
Die Wichtigkeit der Disziplin zeigt sich selten nach einzelnen Tagen oder einzelnen Ereignissen. Der Spruch „Rom wurde nicht an einem Tag erbaut“ passt in diesem Kontext sehr gut. Sei dir bewusst, dass du für Veränderung reflektieren und arbeiten musst. Es wird nicht von alleine kommen und andere können dir den Weg zwar erleichtern, aber nicht die Last abnehmen und nachhaltig für dich tragen. Du bist es, der sein Leben in die Hand nehmen muss, wenn es dich nach Veränderung strebt. Du bist es, der am Ende in den Spiegel schaut und stolz sein wird, dass es geklappt hat. Also beschäftige dich mit dir selbst und positioniere dich so, dass Veränderung eintritt.
Tims mentale und körperliche Veränderung lässt sich gut von außen beobachten 😉
In welchen Momenten hast Du an Dir gezweifelt & wie hast Du wieder Mut gefasst?
Zweifel und auch Ängste gehören zu unserem Leben dazu. Wir alle kennen sie und wir alle haben unsere eigenen Wege und Möglichkeiten, um damit umzugehen.
In meinem Studium zweifelte ich mehr als einmal an meiner Gehirnkapazität, hatte keinen Bock zu lernen, gar für die Vorlesungen aufzustehen oder trainieren zu gehen. Es ist nicht schlimm, wenn du einen schwachen Moment oder Tag hast. Manchmal muss das sein. Wir sind keine Maschinen, die jeden Tag ihr Leistungsniveau halten können, sondern wir haben Emotionen, Wünsche und Träume. Es gibt Tage, an denen geht auch meine Disziplin zugrunde und ich möchte einfach nichts machen. Deine Reaktion auf solche Tage wird deine Veränderung aber nur verstärken. Disziplin bedeutet für mich nicht, 365 Tage im Jahr alles zur Perfektion zu gestalten, sondern jeden Morgen aufzustehen und etwas Sinnvolles für mein Leben zu erreichen. Manchmal reicht ein kleiner Spaziergang, das Lesen eines Kapitels aus einem Buch oder ein Lächeln auf den Lippen, um einen erfolgreichen Tag zu haben. Sei dir dessen bewusst und überfordere dich nicht mit unerreichbaren Zielen.
Glücklicherweise umgeben mich schon immer eine liebevolle Familie und tolle Freunde, die mir in solchen Situationen den Rücken stärken. Zum Beispiel half mir mein bester Freund Mario, dessen Lebensstory ihr hier ebenfalls lesen könnt, unglaublich viel während meines Studiums. Selten hat mich ein Mensch, der auch noch deutlich jünger ist als ich, so beeindruckt. Er half mir, aus dem ein oder anderen Loch im Studium zu klettern, lernte Mathe mit mir oder motivierte mich zum Sport, wenn ich keine Lust hatte.
Tim und Mario stärkten sich gegenseitig den Rücken im Studium
Umgib dich stets mit Menschen, die nur dein Bestes für dich wollen, stütze dich auf sie, wenn es nötig ist, aber sei auch für sie da, wenn sie dich brauchen. Diese Anforderungen werden in deinem Leben wahrscheinlich nicht viele erfüllen, aber oft reicht eine Person, die den Unterschied macht.
Wo stehst Du heute & wie sieht die Zukunft aus?
Vergangenes Jahr habe ich mein Studium erfolgreich mit einem guten Schnitt abgeschlossen. Nach meinem Abitur war dieser Meilenstein unvorstellbar gewesen. Tatsächlich empfand ich aber recht wenig, als ich das Zeugnis in der Hand hielt. Bereute ich mein Studium? Auf gar keinen Fall. Am Ende des Tages war jedoch nicht das Zeugnis entscheidend für mein Leben, sondern der Weg dorthin.
Tim feiert mit seinen Freunden den Abschluss
Es sind die täglichen Herausforderungen und Probleme, die wir überwinden und lösen können, um uns am Ende prägend zu verändern. Es ist die Disziplin, jeden Tag aufzustehen, zu lernen, zum Sport zu gehen oder die Wohnung zu putzen, die nachhaltig wirkt.
Mein Weg hat gerade erst begonnen, und ich möchte ihn mit all den Höhen und Tiefen weiter entlangschreiten. Ich möchte mich beruflich weiterentwickeln und meinen Körper weiterhin an seine Grenzen bringen. Mittlerweile trainiere ich vier Mal pro Woche im Fitnessstudio, mache Intervalltraining am Mittwoch und 10+ km Läufe am Sonntag. Im Schnitt bin ich im September bislang knapp 15.000 Schritte pro Tag gelaufen – zusätzlich zu meinem Training. All das kommt nicht über Nacht, sondern ist das Resultat aus fortwährender Veränderung und uneingeschränkter Disziplin über viele Jahre hinweg.
Sport (hier beim Wandern) ist ein wichtiger Bestandteil von Tims Leben geworden
Für die Zukunft habe ich mir vor allem sportliche Ziele gesetzt. So steht als nächstes ein Mammut-Marsch mit 50 Kilometern an und auch einen Halbmarathon möchte ich gerne laufen. Aber auch wenn diese Ziele eines Tages erreicht werden, wird es am Horizont wieder etwas Neues geben, worauf ich mich fokussiere.
Was hast Du aus dieser Erfahrung gelernt?
Es ist keine beeindruckende Menge an Motivation nötig, um dein Leben umzukrempeln. Jeder Tag, an dem du einen Schritt weitergehst, ist unheimlich wertvoll. Und auch wenn es mal einen Schritt zurück geht, kommen wieder bessere Zeiten.
Disziplin ist eine Tugend und kann erlernt werden. Nutze sie, und du wirst sehen, wohin dein Weg führt. Konzentriere dich dabei auf deine Willenskraft, gehe aus deiner Komfortzone heraus, entwickle dich weiter und vollbringe Großartiges, wovon dein früheres Ich nur geträumt hatte. Diese Erkenntnis erscheint beinahe banal, aber trotzdem scheitern so viele von uns daran.
„Facit Omnia Voluntas“ – Der Wille entscheidet.
Und was mindestens genauso wichtig für mich ist, ist das Verständnis über den folgenden Sachverhalt: Jeder Tag in deinem Leben zählt, lebe im Hier und Jetzt, aber sei dir bewusst, dass Veränderung viel Zeit braucht. Du musst heute leben, aber vergiss dabei nicht, dass sich dein heutiges Training für dein zukünftiges Ich lohnen wird.
Welche Strategien, Methoden & Tools waren entscheidend für Deinen Erfolg?
Ich habe keine speziellen Methoden angewandt, und meiner Meinung nach gibt es keine Vorlage für dein eigenes Leben.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich in diesem Text wiederhole: Veränderung kommt nicht von heute auf morgen. Gehe jeden Tag einen Schritt weiter und du wirst sehen, dass die Veränderung unweigerlich ihren Verlauf nimmt. Nimm dir nicht zu viel auf einmal vor, sondern setze dir erreichbare Ziele für jeden Tag. Gehe aus deiner Komfortzone, wenn es sich anbietet. Mach die Sporteinheit, auf die du keine Lust hast, geh zu dem Treffen, obwohl du lieber daheim vor dem Fernseher sitzen würdest. Viele kleine Puzzleteile sind nötig, um das Bild zu vervollständigen.
Und für den sportlichen Erfolg kann ich pragmatisches Tracking mit einer Smartwatch empfehlen. Tracke deine Läufe, deine Gym-Sessions, deine Gewichtszunahme oder deinen Gewichtsverlust. Dabei wird es irgendwann beinahe ein spielerisches Ereignis, jeden Tag deine Bewegungsziele zu erreichen. Mir hat es sehr geholfen.
Wenn ich jetzt in der Historie zurückschaue, sehe ich hunderte vollbrachte Trainingseinheiten und bin stolz, dass ich all das geschafft habe.
Tim schaut Stolz auf das bereits Geschaffte zurück
Welche Bücher, Podcasts oder andere Ressourcen haben dich besonders inspiriert?
Es gibt für mich nicht das eine Buch, den einen Podcast oder das eine Video, das ich dir auf den Weg geben möchte. Suche dir Geschichten über Menschen, die vollbringen, wovon andere träumen oder sich fürchten.
Zum Beispiel schaue ich mir Dokumentationen über Extremsportler an, die ungeahnte Leistungen vollbringen. Wenn andere Menschen dazu in der Lage sind, einen 8000 Meter hohen Berg zu besteigen oder 56 Stunden am Stück zu schwimmen, kann ich heute einen weiteren Schritt der Veränderung gehen.
Welchen Rat kannst Du den Leuten, die Deine Geschichte hören, auf ihrem Weg mitgeben?
Inspiriere dich an denen, die dir voraus sind, aber wirf auch einen Blick zurück, um nicht zu vergessen, wo du herkommst.
“Der Vergleich ist der Dieb der Freude.”, sagte Theodore Roosevelt einst.
Verwechsle Inspiration also nicht mit Vergleich. Es ist ein Wettbewerb mit dir selbst und nicht mit anderen.
Sei stolz auf das, was du bereits erreicht hast und gehe weiterhin deinen eigenen Weg. Es ist an der Zeit, dass du deine eigene Lebensstory schreibst.
Wo können interessierte Personen mehr erfahren?
E‑Mail: Tim@Gollenia.eu
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