Meerjungfrau, Managerin & Gründerin: Eine Story über Resilienz & Träume
Corinna Schwozer
Larnaca, Zypern
33 Jahre
Corinna hat in den letzten Jahren viel erlebt. Nach einer abrupten Trennung, bei der sie nicht nur ihre Beziehung, sondern auch das gemeinsame Startup und ihr Zuhause verlor, fand sie inmitten der Krise innere Stärke. Sie entdeckte kreative Wege, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten – unter anderem als Meerjungfrau auf den Strandpromenaden von Teneriffa – um die Zeit der Arbeitssuche, in der sie über 600 Bewerbungen schrieb, zu überbrücken. Mit Hartnäckigkeit und Zuversicht fand sie ihren Traumjob als remote Produktmanagerin. Parallel, inspiriert von ihrer Zeit als Meerjungfrau, startete sie ihr eigenes Startup – eine Meerjungfrauen-App. Ohne Investoren finanziert sie ihr Unternehmen durch ihre Arbeit und führt ein intensives Leben zwischen zwei Vollzeitjobs. Heute lebt sie glücklich mit ihrem Ehemann als digitale Nomadin zwischen Zypern und Teneriffa und arbeitet fleißig an der Erfüllung ihrer Träume. Ihre Lebensgeschichte inspiriert andere, trotz Rückschlägen nie den Kopf in den Sand zu stecken und der eigenen Berufung zu folgen.
3 Impulse, die du aus Der Lebensstory für dich mitnehmen kannst
Resilienz durch persönliche Herausforderungen
„Mit ungefähr 3000€ Ersparten auf meinem Konto hätte ich in Deutschland und vielen anderen Orten nicht viel auf dem Wohnungsmarkt anfangen können, aber auf Teneriffa […] fand ich bald ein schönes kleines Studio und begann meine innere Sinn- und äußere Arbeitssuche.“
➡️ Inspiration: Wie hast du in herausfordernden Zeiten Resilienz gezeigt? Was hat dir geholfen, weiterzumachen, als es schwierig wurde?
Mut zur Selbstverwirklichung
„Ich wollte nicht einfach jeglichen Job anfangen, der mir ein gewisses Sicherheitsgefühl geben, mich aber nicht erfüllen würde.“
➡️ Lesson: Strebe danach, einen Beruf zu finden, der dich nicht nur finanziell unterstützt, sondern dich auch persönlich erfüllt. Welche Schritte könntest du gehen, um dies zu erreichen?
Leidenschaft als Erfolgsmotor
„Wenn du deine Berufung gefunden hast und an einem Projekt arbeitest, das dich selbst definiert, fühlt sich die Zeit, die du mit dem Projekt verbringst, nicht mehr als ‘Arbeit’ an.“
➡️ Action Step: Finde ein Projekt, das dich antreibt. Was wäre deine ideale berufliche oder persönliche Leidenschaft, die dich täglich motiviert?
Wer bist Du & welche Lebensstory möchtest Du uns heute erzählen?
Mein Name ist Corinna, ich bin 33 Jahre alt, gebürtige Deutsche aus dem “Schwobaländle”, gefühlte und gelebte Weltbürgerin, und habe in den letzten 2,5 Jahren meinen remote Traumjob gefunden, meine eigene Firma gegründet, im Durchschnitt 75 Stunden pro Woche gearbeitet, ohne im Burnout zu landen, und zur gleichen Zeit meinen jetzigen Ehemann kennengelernt.
Érase una vez – Once Upon a Time – Es war einmal eine Meerjungfrau …
Wie kam es dazu & was ging Dir durch den Kopf?
“… who is the most resilient of them all?”
Alles fing an, nachdem mein Ex nach einem besonders intensiven Streit gegen 1 Uhr nachts wortwörtlich mich und am nächsten Vormittag all meine Besitztümer einzeln aus seinem Apartment warf. Jup – das hört sich nach Telenovela an – ist aber leider die unübertriebene Wahrheit. Wir waren zu diesem Zeitpunkt 5 Jahre zusammen und hatten die letzten 3,5 Jahre sturköpfig versucht, unsere fundamentalen Unterschiede zu vereinen à la „Gegensätze ziehen sich an und komplementieren einander“. Dieser letzte Akt brachte jedoch das Fass zum Überlaufen und ging sogar über meine – sehr hohe – Toleranzschwelle. Da ich mit meinem Ex-Partner Vollzeit an unserem gemeinsamen Startup gearbeitet hatte, stand ich nun nicht nur ohne Apartment da, sondern auch ohne Einkommen. Mit ungefähr 3000 € Ersparten auf meinem Konto hätte ich in Deutschland und vielen anderen Orten nicht viel auf dem Wohnungsmarkt anfangen können, aber auf Teneriffa – wo ich bereits seit 3 Jahren fest wohnte – fand ich bald ein schönes kleines Studio und begann meine innere Sinn- und äußere Arbeitssuche.
Wie bist Du zu Beginn vorgegangen?
Eins war mir klar – ich wollte nicht einfach jeglichen Job anfangen, der mir ein gewisses Sicherheitsgefühl geben, mich aber nicht erfüllen würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits ein paar wichtige Lebensweisheiten gelernt, die mir halfen, an diesem Ansatz festzuhalten, mich nicht unter meinem Wert zu verkaufen und die Stamina zu haben, binnen 8 Monaten ungefähr 600 Bewerbungen zu schreiben und dadurch meinen Traumjob zu finden:
- Ich kann mit unkonventionellen Methoden Geld verdienen und mich jederzeit über Wasser halten.
- Ich kann mit wenig glücklich sein und die Tragfähigkeit meines Ersparten maximieren.
Corinna am endlosen Bewerbungen schreiben. Die Kiste ist die Sparvariante eines Laptopstands, um einen guten Blickwinkel mit der Laptopkamera für Interviews zu haben ;-). Ja, auch eine Meerjungfrau muss Bewerbungen schreiben.
Ein Jahr zuvor hatte ich während einer Reise in den USA eine Subkultur entdeckt, die mein Leben veränderte: Meerjungfrauen. Ja – wie „die kleine Meerjungfrau“ von Hans Christian Andersen. Leute, die sich Meerjungfrauenschwanzflossenkostüme anziehen und damit schwimmen gehen, Auftritte in Aquarien, Swimmingpools und Festivals haben und die Fantasie aller Leute anregen, denen sie begegnen. Alt und Jung – Schwarz und Weiß – Männer und Frauen. Mit einem eigenen Meerjungfrauenkostüm im Koffer kehrte ich nach Teneriffa zurück und probierte mich darin aus, mich auf einem Lavafels in der Touristenmeile in Puerto de la Cruz zu setzen, Leute anzulächeln und Geld zu verdienen, wenn sie mit mir Fotos machten. Mit 2 Stunden auf diese Art und Weise verdiente ich mir ungefähr 40–60 € pro Tag. Nicht viel – aber vollkommen genug, um auf Teneriffa über die Runden zu kommen. Vor allem, da ich mir bewusst geworden war, dass ich außer Essen, Musizieren, Tanzen, sozialem Kontakt, ein paar Lieblingsserien und einem beruflichen Ziel nichts anderes brauchte, um glücklich zu sein. Alles Dinge, die kaum Geld brauchen (ja – musizieren, tanzen und sozialen Kontakt haben kann man ohne Geld auszugeben ;-)).
Corinna als Meerjungfrau auf der kanarischen Insel Teneriffa
Das berufliche Ziel war hier noch der schwierigste Punkt, allerdings hatte ich auch hier eine entscheidende Erfahrung gemacht, die mir half, entschlossen und hoffnungsvoll meinen Weg zu gehen: Obwohl ich in einem sehr traditionellen Umfeld aufgewachsen war – beide Eltern Lehrer und ihr ganzes Leben bei einem Arbeitgeber angestellt – und zunächst der Erwartung der „Vorzeigetochter“ mit Vorzeigenoten und Vorzeigepsychologiestudium und einem geradlinigen Lebens- und Karrierelauf entsprechen wollte, hatte ich es meinem Ex zu verdanken (ja, dem, den ich am Anfang erwähnte und der mich nachts aus seiner Wohnung geworfen hatte), dass er mich einer neuen Welt ausgesetzt hatte: dem Unternehmertum.
Corinna mit ihrem Vater an einem typischen deutschen Bahnhof 🙂
Er hatte bereits seit vielen Jahren an einer Vision gearbeitet, um mit einem Online-Persönlichkeitsspiel Leuten zu helfen, ihren Sinn im Leben zu finden. Um diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, lernte er mich dazu an, meine Psychologie- und Marktforschungsfähigkeiten dazu zu verwenden, Businessstrategien, ‑konzepte und ‑zeitpläne zu formulieren, Marketingkampagnen und Nutzerakquise durchzuführen, Funktionen zu planen, zu designen und sogar zu programmieren. Kurzum – zu zweit erfüllten wir alle Rollen, die notwendig sind, um ein Business aufzubauen. Und das, aus reinem Enthusiasmus und ohne materielle Entlohnung. Auch wenn ich nicht für meine Arbeit mit ihm bezahlt wurde, war ich in der Lage, einen immensen Schatz an Erfahrung in Hard- und Softskills anzusammeln und zu realisieren, dass ich fähig bin, meine eigenen Ideen in ein Business umzusetzen.
Wie ging es dann weiter?
Mit diesem Wissen und Erfahrungsschatz sahen meine nächsten 8 Monate folgendermaßen aus:
Corinna hält sich die ersten Monate als Meerjungfrau über Wasser
Jeden Tag 9 Stunden schlafen, mit einer übergroßen Portion Haferflocken mit frischem Gemüse und Nüssen mampfend meinen Tag am Strand beginnen, 2 Stunden Geld als Meerjungfrau-Modell verdienen, ein Minimum von 3 Bewerbungen schreiben, ab und zu einen Interviewtermin wahrnehmen, mich mit Gitarrespielen, Salsa und Bachata tanzen und mit Digitalnomaden in Puerto de la Cruz amüsieren. Und das i‑Tüpfelchen: an einigen eigenen Business-Ideen arbeiten. Die Anregendste davon: Facebook für Meerjungfrauen.
Diese Idee war aus meinen Erfahrungen als Meerjungfrau-Model und dem Eintauchen in die junge Subkultur der Meerjungfrauen geboren. Ich hatte gesehen, dass diese neue Welt sehr viel Reiz hat, viel Anklang in den Menschen findet, die ihr begegnen, aber sehr unstrukturiert und nicht hilfreich darin war, Einsteiger gut einzugliedern. Diese Beobachtungen führten mich zu der Hypothese, dass eine Plattform, um Meerjungfrauenfans weltweit zusammenzubringen, ein gutes Businesspotenzial in sich trägt. Nach weiterer Marktanalyse und Meinungsbefragung anderer Meerjungfrauen konnte ich diese Hypothese bestätigen und war darin bestärkt, meine Zeit außerhalb der ständigen Job-Bewerberei darin zu nutzen, diese App zu konzipieren und zu designen.
Das Arbeiten an meiner eigenen Business-Idee half mir maßgeblich dabei, in diesen 8 Monaten nicht wahnsinnig zu werden, da ich mich nicht 100 % abhängig von meiner Jobsuche fühlen, sondern an einer selbstgesteuerten Zukunftsvision arbeiten wollte, an etwas, an das ich intrinsisch glaubte. Etwas, mit dem ich überzeugt war, die Welt ein klein wenig besser zu machen.
Und trotzdem waren diese 8 Monate definitiv nicht einfach. Eines der schwierigsten Dinge daran war, dass es nicht nur eine „normale Jobsuche“ war. Es war die Suche nach meiner Karrieredefinition – was wollte ich wirklich machen? Worin war ich gut? Was würde mich erfüllen? Da mein Lebenslauf bis dahin nicht geradlinig verlaufen war, hatte ich viele Optionen: Junior Programmierer, Marktforscher, UI/UX Designer. Umgesetzt in die Tat bedeutete das drei verschieden angepasste Lebensläufe und Cover Letters und dreimal so viele Jobs durchforsten.
Spieglein, Spieglein an der Wand – Was soll ich werden … ?
Während einer dieser breitgefächerten Suchen hatte ich plötzlich mein größtes Aha-Erlebnis: ein Beruf, den ich zuvor noch nie gehört hatte – Product Manager.
Ein Produktmanager in der Online-Branche ist eine Art Schnittstellenmanager. Er sorgt dafür, dass digitale Produkte wie Apps oder Webseiten entwickelt werden, die den Bedürfnissen der Nutzer entsprechen und gleichzeitig die Geschäftsziele des Unternehmens erreichen. Dabei koordiniert er Teams aus Designern, Entwicklern und Marketingexperten, plant die Produktstrategie und priorisiert Funktionen. Der Job erfordert viel analytisches Denken, ein gutes Gespür für Markttrends und Kommunikationstalent, um alle Beteiligten auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören und das Produkt erfolgreich auf den Markt zu bringen.
In all meinen Bewerbungen auf andere Jobs hatte ich immer zu hören bekommen, dass ich zu weit gefächert sei – wo ich das Positive im „Jack-of-all-trades“ versuchte herauszustellen, wurde es mir als Nachteil aufgezeigt. Nicht so beim Produktmanager. Hier war dieses breitgefächerte Know-how genau das, worauf Wert gelegt wurde. Es war, als ob eine sehr versteckte Tür aufgegangen war und plötzlich alles hell erleuchtet.
600 Bewerbungen, vermutlich 50 Interviews und 8 Monate später fand ich also eine Stelle als Einsteiger-Produktmanagerin in einer amerikanischen Firma (Mode Mobile) – 100 % remote, also vom Schreibtisch aus, egal wo auf der Welt, solange ich bei den wichtigen Meetings der Firma anwesend bin. Und das mit einem Einstiegsgehalt von ungefähr 68.000 Dollar (~61.000 €) pro Jahr, einer Summe, die für mich unglaublich hoch war – vor allem nachdem ich die letzten Monate mit einem Budget von ungefähr 100 € pro Woche gelebt hatte.
Es war ein riesiger Meilenstein für mich, den ich bis ins Tiefste meines Inneren spürte und zelebrierte: Nur 4 Monate zuvor war ich gerade 30 Jahre alt geworden und hatte mich so unzufrieden wie noch nie gefühlt. 30 Jahre war für mich ein Alter, für das ich gewisse Erwartungen gehabt hatte: verheiratet sein, einen gut bezahlten Job haben und die Karriereleiter erklimmen, vielleicht ein Auto oder Haus haben und eine Familie gegründet haben. Genau das Gegenteil war zu diesem Zeitpunkt der Fall. Aber so „down“ ich mich dort gefühlt hatte, so bestärkt war ich nun, und mit dieser neu gewonnenen Sicherheit ging ich die nächsten Etappen wie mit 7‑Meilen-Stiefeln an!
Ich lernte durch Zufall einen sehr speziellen Mann kennen, der mich bereits nach 1,5 Monaten Kennenlernzeit fragte, ob ich ihn heiraten wolle (– das war mir in der Tat allerdings doch zuuuu schnell, und ich ließ mir 5 Monate Zeit, um ihn besser kennenzulernen, bevor ich tatsächlich „ja“ sagte –), was wir dann auch nach 1,5 Jahren taten.
Corinnas & Julios traumhafte Hochzeit – dort wo diese Geschichte begann, auf der kanarischen Insel Teneriffa – Lebensstory war live dabei 🙂
In welchen Momenten hast Du an Dir gezweifelt & wie hast Du wieder Mut gefasst?
Spannenderweise ist es tatsächlich so, wie die Geschichten der Reichen erzählen – je mehr Geld man hat, desto mehr Sorgen macht man sich darum. In meinem Fall war mein größter Ärger die hohen Steuern in Spanien, die ich als Selbstständige zu zahlen hatte, was mir nun mit einem solch hohen Gehalt umso mehr psychisch weh tat! Zwar weniger als in Deutschland, aber immer noch zu viel für meinen Geschmack.
Schon Jahre davor hatte ich mich mit der Thematik des Digitalnomadentums beschäftigt, und da ich von klein auf immer viel am Reisen war und mein Mann ebenfalls Reisen liebte, gefiel mir die Idee sehr gut, Steuern so komplett umgehen zu können. Ich wollte jedoch nicht blind auf das Onlinewissen vertrauen und ließ mich von mehreren Firmen beraten, die sich auf Steueroptimierung spezialisierten.
Ein Punkt war für mich sehr wichtig: Da ich mein Paradies auf Teneriffa gefunden hatte, wollte ich immer noch in der Lage sein, mich so lange wie möglich dort aufzuhalten, und so wenig wie möglich in dem Land, in dem ich nur wegen Steuergründen registriert sein würde. Dies führte mich zu… Zypern!
Einige Eindücke von Corinnas und Julios leben auf Teneriffa
Gesagt, getan – ungefähr 10.000 € und 3–4 Monate später hatte ich meine eigene Firma auf Zypern gegründet, eine permanente Mietwohnung in Larnaka, die während meiner Zeit außerhalb Zyperns (10 Monate im Jahr, da man in Zypern nur 60 Tage sein muss, um dort steuerpflichtig zu sein und nirgendwo anders länger als 183 Tage) untervermietet wird. Alles mit der Hilfe zweier Firmen, die für mich die Anmeldung, Gründung und Wohnungsangelegenheiten übernahmen.
- Privacy Management Group für die Firmengründung und Steuerangelegenheiten – allerdings würde ich diese nicht wieder wählen, wenn ich noch einmal von vorne starten würde.
- Holidayzer – für die Wohnungsfindung und ‑vermietung. Haben zwar auch ihre Mängel, aber im Großen und Ganzen weiterzuempfehlen. Die Wohnung kann auch direkt über über AirBnB und Booking.com angemietet werden.
Corinnas & Julios Wohnung in Strandnähe in Larnaca, Zypern
Mit dieser Konstellation spare ich mir seitdem mehr als die Hälfte der Steuern, die ich in Spanien hätte zahlen müssen, und genieße ein wunderbares Halb-Digitalnomaden-Leben, in dem mein Mann und ich 2 Monate pro Jahr in Zypern verbringen, auf Teneriffa überwintern (nie länger als 5,5 Monate) und den Rest des Jahres dorthin reisen, wo wir Housesits finden, und natürlich auch einen Zwischenstopp in Deutschland machen, um meine Familie zu besuchen.
Corinna und Julio on Tour und bei Housesits
Hört sich an wie das beste Leben, das man sich nur vorstellen könnte – nicht wahr?
Fast. Der einzige „Wermutstropfen“ ist, dass ich kaum Zeit habe, das ganze Reisen und meine Partnerschaft zu genießen:
Meine Arbeit als Produktmanagerin ist sehr anspruchsvoll, und obwohl manche Leute aus der Telearbeit etwas machen, wo sie ~5–6 Stunden am Tag wirklich arbeiten und den Rest sich anderweitig amüsieren und nur reagieren, wenn sie direkt angeschrieben werden, brauche ich 8–9 Stunden 100 % konzentrierte Arbeit, um meiner Stelle – und meinen eigenen Ansprüchen – gerecht zu werden.
Dazu kommt meine Arbeit als CEO meiner eigenen Firma.
Diese Arbeit ist das Erfüllendste, was ich je getan habe. Vor der Gründung meiner Firma und der Umsetzung unserer ersten App MerMapp fühlte sich ein Teil von mir fremdbestimmt und sehnte sich danach, meiner täglichen Arbeit einen tieferen Sinn und Wert zu verleihen. Jetzt baue ich mit jedem Schritt, den APPearl (meine eigene Firma) macht, nicht nur meine Firma weiter auf, sondern fördere Gemeinschaften und setze mich für Dinge ein, die mir am Herzen liegen. Es ist mein persönliches Versprechen, Wellen des positiven Wandels zu schlagen, ein leidenschaftliches Projekt nach dem anderen.
Aber – wie das Sprichwort sagt: „Ohne Fleiß, kein Preis.“
Neben meinen Programmierern (deren Management ein Thema für sich ist 😉 und bzgl. derer ich auch mehrere Lektionen lernen musste, bis ich zu einer zufriedenstellenden Konstellation gekommen bin) bin ich momentan immer noch diejenige, die 90 % der Arbeit allein tätigt. Sei es Konzepte schmieden, UI/UX-Flows für neue Funktionen bauen, Businessstrategien schreiben, mir über das Budget Gedanken machen, Kollaborationspartner finden oder – mein am meisten gehasstes Feld – Marketing betreiben.
Da ich die Entscheidungsmacht und anderweitigen Einfluss über meine Firma an keine andere geben wollte, hatte ich mich dazu entschieden, keine externen Investoren zu suchen und so weit es geht, Kosten einzusparen und alles von meinem Produktmanagerin Gehalt zu bezahlen. Das heißt aber auch, dass ich außer Programmieren und Grafik erstellen – was mein Mann tut – ALLES selbst mache. „Alles“ inkludiert natürlich Dinge, die ich mehr und Dinge, die ich weniger mag.
Mein persönlicher Erzfeind: Marketing/Sales. Es ist das Anstrengendste und Energieraubendste, was ich je gemacht habe. Selbst wenn es Werbung für etwas ist, dessen Wert ich 100 % vertrete. Jeden Tag mit neuen Ideen aufkommen, wie ich mein Produkt bewerben könnte, ~3 Stunden meines Tages dafür verwenden und ansprechende Videos kreieren und dann am Ende 90 % nur unter 100 Views zu bekommen, während die einfachsten und vulgärsten Videos Millionen Zuschauer bekommen, ist extrem zehrend!
Meerjungfrauen Marketing – nicht gerade das Einfachste auf dieser Welt.
Es ist definitiv ein Beispiel für folgende Lehre:
Wenn du jemals ein Business starten möchtest, mach es nur, wenn du 100 % dahinter stehst und es etwas ist, das dich jeden Tag mit neuer Energie aufwachen lässt. Etwas, das deine eigenen Werte vertritt und mit dem du eine tiefe, innere Verbindung und Berufung spürst. Ansonsten wirst du nicht das Durchhaltevermögen haben, die Hürden anzugehen und im Endeffekt zu meistern, die sich dir in den Weg stellen werden.
Wo stehst Du heute & wie sieht die Zukunft aus?
Heute habe ich diese Hürden noch lange nicht alle gemeistert – aber ich habe große Meilensteine erreicht, viel gelernt und Strategien entwickelt, wie ich sowohl mein Business vorantreiben als auch mein Privatleben Stück für Stück entlasten kann. Dies wird nicht von heute auf morgen passieren, und es wird noch viel Kraft von mir verlangen.
Aber es ist Kraft, die mir nicht genommen wird und verloren geht – sondern Kraft, die ich aus freien Stücken in meine Vision und mein Business stecke, und die mich als Person und Entrepreneur stärkt. Eine Stärke, die mir sowohl als Produktmanagerin hilft, die Karriereleiter weiter zu steigen, als auch, mein Business stetig wachsen zu lassen.
Was hast Du aus dieser Erfahrung gelernt?
Jeder Tag ist ein neues Geschenk, weiter an meiner Vision zu arbeiten und neue Erfahrungen zu machen. Mein Tag hat (leider ;-)) auch nur 24 Stunden – aber da ich die Tätigkeiten von zwei Vollzeitjobs und einer Ehe in derselben Zeit unterbringen möchte, ist es mir besonders wichtig, mit den richtigen Dingen zur richtigen Zeit und in der richtigen Art und Weise Zeit zu verbringen und Energie aufzuwenden.
"Jeder Tag ist ein neues Geschenk"
Das heißt nicht, dass ich 24 Stunden am Tag aktiv bin. Nicht, dass ich es nicht versucht hätte ;-). Aber dies würde mich schnurstracks zum Burnout führen. Es heißt, dass ich sehr viel Wert darauf lege:
- sehr gut organisiert zu sein
- nicht zu vergessen, auf meine inneren Alarmanlagen zu achten
- zu agieren und nicht zu reagieren – oder direkter gesagt, sehr bewusst damit umzugehen, welche Kämpfe es mir wert sind, auszufechten
Welche Strategien, Methoden & Tools waren entscheidend für Deinen Erfolg?
Hier sind noch ein paar Mantras, die mir regelmäßig helfen, mich zu erden und die mir gleichzeitig bis heute noch zu knabbern geben:
Habe Geduld, aber sei klar in deinen Zielen.
Oft gehen mir die Dinge viel zu langsam für meinen Geschmack. Aber ich habe gelernt, dass es egal ist, ob ich möchte, dass sich die Welt schneller dreht. Es steht nicht unter meinem Einflussbereich. Dies leitet direkt in einen meiner liebsten „Weisheiten“:
Fokussiere dich auf die Dinge, die du selbst beeinflussen kannst.
Es ist vertane Energie, dich über Dinge aufzuregen, die du nicht ändern kannst. Daher ist es umso wichtiger, verstehen zu können, was deine Wirkhebel sind und diese richtig auszuüben. Viel davon ist, sich nicht an einer Strategie festzuklammern, sondern dich an deinen Werten und Zielen zu orientieren.
Nichts ist stetig außer dem Wandel.
Eine Wahrheit, die mir persönlich sehr schwerfällt anzunehmen. Mein Default-Charakter ist „Kontrollfreak“. Wenn ich mich nicht kontrolliere, versuche ich, alles um mich herum zu kontrollieren. Aber: Unsere Kontrolle ist oft nur eine Fassade. Es ist gut, Pläne zu haben – und noch besser, diese als Richtlinien zu nehmen und sich den Gegebenheiten anzupassen und flexibel zu sein. Besonders in einer sich so rasant bewegenden Welt wie in der, in der wir momentan leben, ist dies für jegliche Situation extrem wichtig.
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
Ursprünglich wollte ich anstelle dieses Sprichwortes das folgende aufschreiben: „Alleine geht man schneller, gemeinsam kommt man weiter.“ Dies mag wahr sein im Alltagsleben – aber nicht im Kontext eines Businesses. Ja, ich kann sehr viel allein erreichen. Und ich habe sehr viel allein erreicht. Appearl ist immer noch ein 2,5‑Köpfe-Business: ich, mein Full-Stack-Programmierer und mein Mann als Teilzeit-Grafikdesigner. Dies ist möglich, da ich mir mit der Hilfe von KI (vor allem ChatGPT und Gemini) ein virtuelles Beraterteam geschaffen habe: Marketingspezialisten, Finanzberater, Designer, Businesscoaches und vermutlich noch andere Rollen, die mir gar nicht bewusst sind. Allerdings stoße ich immer wieder an meine Grenzen und ich weiß, dass ich mein Team erweitern und mehr Kontrolle abgeben muss, um etwas Größeres zu erreichen. Und auch wenn das mir teilweise Angst einflößt, habe ich bereits die Erfahrung gemacht, wie wunderschön es sich anfühlt, wenn ich Personen finde, die ich von meiner Vision überzeugen kann und die sich gemeinsam mit mir auf den Weg machen, diese zu verwirklichen.
Du weißt, dass du deine Berufung gefunden hast, wenn sich „deine Arbeit“ nicht als Arbeit anfühlt.
Dies ist vermutlich eine der tiefgreifendsten Einsichten von dieser Liste – und etwas, das jeder für sich allein erfahren muss, um es tatsächlich zu verstehen. Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern, wie ich mit meinem Ex-Partner (dessen Berufung das Startup war, an dem ich mit ihm zusammenarbeitete) Diskussion über Diskussion darüber hatte, dass er die Arbeit mir vorziehe, dass sich alles bei uns über die Arbeit drehe und ich ihn als „Workaholic“ „beschimpfte“, da ich neidisch auf seine Passion der Arbeit gegenüber war. 5 Jahre später und ich bin in der umgekehrten Position, wo ich dieselben Diskussionen mit meinem Mann führe. Nur, dass ich mittlerweile gelernt habe, dass es sich um die Perspektive handelt. Wenn du deine Berufung gefunden hast und an einem Projekt arbeitest, das dich selbst definiert, fühlt sich die Zeit, die du mit dem Projekt verbringst, nicht mehr wie „Arbeit“ an. Es ist deine Leidenschaft. Es ist dein Lebenssinn. Dass das eine andere Person nicht versteht, die nicht dieselbe Berufung teilt, ist vollkommen verständlich.
Ich möchte nicht die Kiste „Power-Couple“ oder „Sollte man mit seinem Partner auch zusammenarbeiten“ aufmachen, da dies einen eigenen Artikel in sich selbst verdient. Belassen wir es dabei zu sagen, dass es aus meiner Erfahrung nicht einfach ist, einen Partner zu haben, der sich nicht mit demselben Projekt in derselben Tiefe verbunden fühlt. Ich habe das Privileg, auf beiden Seiten gewesen zu sein – und keine der Seiten ist besonders schön. Der Schlüssel zu dieser Pandorabox ist meines Erachtens Gewaltfreie Kommunikation und emotionale Intelligenz. Dinge, mit denen ich regelmäßig versuche, meine eigenen Partnerkonflikte diesbezüglich zu bearbeiten. Manchmal mehr und manchmal weniger erfolgreich 😉
Welche Bücher, Podcasts oder andere Ressourcen haben dich besonders inspiriert?
Auf so vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen, bedeutet für mich, dass ich extrem effizient sein möchte – und dass ich mir nur 6 Stunden pro Tag an Schlaf gönne.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ich beim Bücherlesen einschlafe und mir auch nicht die Zeit nehmen möchte, ein ganzes Buch zu lesen, geschweige denn mehrere.
Meine Alternative: YouTube, Podcasts, Blinkist und Online-Kurse.
Den Online-Kurs von NYCNVC über gewaltfreie Kommunikation kann ich hier besonders ans Herz legen:
https://www.compassioncourse.org/cco-nycnvc
Welchen Rat kannst Du den Leuten, die Deine Geschichte hören, auf ihrem Weg mitgeben?
Ich möchte die Liste an Mantras, Weisheiten und Ratschlägen mit dieser Einsicht beenden:
YOLO 😀
You only live once.
Ich bin eine zutiefst pragmatische, lösungs- und zielorientierte Person mit einer Neigung zum Optimismus. Ich würde mich nicht dieser teilweise großen Strapazen aussetzen, wenn ich nicht ein klares Ziel vor Augen hätte UND wenn ich nicht den Weg zu diesem Ziel genießen würde.
Mein Ziel ist es, in 2–3 Jahren so viel verdient und mein eigenes Business so weit aufgebaut zu haben, dass ich meinen Produktmanagerjob an den Nagel hängen und mit meinem Mann ein alternatives Wellness-Retreat-Center aufbauen kann und zudem genug Zeit habe, anzufangen, eine Familie zu gründen.
Es gibt mir sowohl Freude,
a) an dieses Ziel zu denken und
b) jeden Tag daran zu arbeiten, einen Schritt näher daran zu gelangen,
dass, falls ich morgen sterben würde, ich keinen dieser Tage bereuen würde.
Dies ist nur möglich, da ich beide meiner Vollzeitjobs liebe, und außerhalb meiner „Arbeit“ weiß, was mir Freude und Genuss bereitet, und dem nachgehe.
Insofern, wenn du diese Lebensgeschichte inspirierend fandest und selbst den ersten Schritt in diese Richtung gehen möchtest – fang damit an, herauszufinden, was dich erfüllt. Was ist deine Berufung? Und wenn das zu schwierig für jetzt ist – wie sieht dein perfekter Tag aus? Deine perfekte Routine? Denn so wie wir jeden Tag leben, so leben wir jeden Monat, und jedes Jahr und schließlich ein ganzes Leben. Das heißt im Umkehrschluss – wenn du es schaffst, einen erfüllten Tag zu leben, wirst du auch am Ende auf ein erfülltes Leben schauen können und mit Zufriedenheit deine Augen schließen können.
Und das ist vielleicht das größte Ziel von allem.
"Du lebst nur einmal dein Leben"
Wo können interessierte Personen mehr erfahren?
Ich hoffe, dieser Artikel spricht Menschen an, die auf der Suche nach ihrem eigenen Weg sind – sei es im Beruf, in der Selbstverwirklichung oder einfach im Alltag. Jeder Schritt zählt, und manchmal führt der unerwartetste Weg zu genau dem, was wir suchen.
Und falls du jemanden kennst (vielleicht sogar dich selbst? ;-)), der sich auf diesem Weg befindet, und einen kleinen extra Schub und ein bisschen Hilfestellung gebrauchen könnte – schreibe mir eine Mail an corinna.schwozer@appearl.org, um mit mir ein Coachinggespräch zu vereinbaren.
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