Mamba Mentalität: Weitermachen trotz schwerer Knieverletzung
Benjamin Iran
Bebra, Deutschland
33 Jahre
Benjamin Iran, ein 33-jähriger Sportler und Familienvater, hat trotz einer schweren Knieverletzung mit bleibenden Schäden nie aufgehört, sportlich aktiv zu sein. In dieser inspirierenden Lebensgeschichte erzählt Benjamin, wie er sich nach mehreren Operationen und langen Rehabilitationsphasen immer wieder motiviert hat, weiterzumachen. Erfahre, wie seine Leidenschaft für den Sport, seine "Mamba Mentalität" und die Unterstützung seiner Familie ihm geholfen haben, sich von den schweren Rückschlägen zu erholen und neue Wege im Sport zu finden.
Benjamins außergewöhnliche Reise und die Herausforderungen, die er gemeistert hat, bieten wertvolle Einblicke und Motivation für alle, die mit ähnlichen Problemen kämpfen. Entdecke seine wichtigsten Meilensteine, die Strategien und Methoden, die zu seiner Genesung beigetragen haben, und die Lektionen, die er auf seinem Weg gelernt hat. Tauche ein in die Geschichte eines Kämpfers und lass dich von Benjamin Irans Lebensstory inspirieren!
Wer bist Du & welche Lebensstory möchtest Du uns heute erzählen?
Mein Name ist Benjamin Iran, ich bin 33 Jahre alt, verheiratet und habe einen Sohn. Ich möchte euch erzählen, wie ich trotz einer schweren Knieverletzung mit bleibenden Schäden nie aufgehört habe, sportlich aktiv zu sein. Trotz mehrerer Operationen habe ich mich immer wieder motiviert, weiterzumachen.
Wie kam es dazu & was ging Dir durch den Kopf?
Seit ich mich erinnern kann, bin ich leidenschaftlicher Fußballspieler. Kein Tag verging, an dem ich keinen Ball am Fuß hatte. Fußballspielen war in meiner Jugendzeit und als junger Erwachsener mein Lebensmittelpunkt. Nach unseren Jugendspielen habe ich immer den Senioren zugeschaut und mir vorgestellt, mit ihnen zu spielen. Ich konnte es kaum erwarten, bei den "Großen" mitzuspielen.
Mit 18 Jahren war es dann so weit: Ich durfte meine ersten Erfahrungen im Seniorenbereich in der Kreisoberliga Fulda Nord bei der FSG Bebra machen, meinem Jugend- und Heimatclub. Ich war zentraler Mittelfeldspieler und mein Spielstil war von intensiven Läufen und einer harten Zweikampfführung zwischen den beiden Sechzehnern geprägt. Ich liebte es, alles zu geben und an meine körperlichen Grenzen zu gehen, auch wenn es sich „nur“ um Kreisoberliga-Fußball handelte. Trotz dieses Spielstils war ich sehr selten verletzt, und wenn doch, dann nur mit kleineren Blessuren, die schnell heilten. Vielleicht fühlte ich mich deshalb in meiner jugendlichen Überheblichkeit unverwüstlich.
Benjamin verletzt sich bei einem Zweikampf im Mittelfeld
Mit 20 Jahren wurde ich jedoch auf den Boden der Tatsachen geholt. Bei einem normalen Zweikampf im Mittelfeld verdrehte ich mir das Knie, und der Gegner fiel auf mich. Mit schmerzverzerrtem Gesicht lag ich auf dem Boden und wusste sofort, dass etwas anders war. Es fühlte sich an, als ob ein Blitz in mein Knie eingeschlagen wäre. Einen solchen Schmerz hatte ich noch nie gespürt. Im ersten Moment des Schocks dachte ich sofort: Mein Knie ist kaputt. Ich hatte Angst und fragte mich, wie das nur passieren konnte. Ich hatte doch nichts anders gemacht als sonst… Die schlimmen Schmerzen und der erste Schock vergingen relativ schnell. Übrig blieben eine Schwellung und Instabilität im Knie. Ich konnte einigermaßen gehen und hatte beim Duschen schon wieder Hoffnung, dass es vielleicht doch nichts Ernstes war und ich bald wieder spielen könnte.
Wie bist Du zu Beginn vorgegangen?
Die Diagnose stand schnell fest: Kreuzbandriss und Riss des Innenmeniskus. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich kaum Ahnung von dieser Verletzung. Ich wusste nur, dass eine Operation nötig war und dass ich in etwa 6–9 Monaten wieder auf dem Platz stehen würde. Es nervte mich, so lange pausieren zu müssen, aber ich war fest entschlossen, so schnell wie möglich wieder zu spielen.
Ich wollte die Operation so schnell wie möglich hinter mich bringen, ohne mich ernsthaft mit der Verletzung und den Behandlungsmethoden auseinanderzusetzen. Ich kontaktierte drei oder vier Orthopäden und Kliniken in meiner Region (Kassel – Fulda) und entschied mich für die, die mir den nächstmöglichen Termin gab. Im Nachhinein betrachtet, war das ein großer Fehler.
Damals nahm ich an, dass der behandelnde Arzt stets das Beste für den Patienten will und dass, wenn er oder sein Team keine Experten für Kreuzbandersatz waren, sie mich an einen Spezialisten verweisen würden. Leider war das nicht der Fall. Trotzdem mache ich ihnen keinen Vorwurf; die Schuld liegt bei mir, denn ich hätte mich besser informieren müssen.
Wie ging es dann weiter?
Bei mir wurde ein Teil der Patellasehne als Kreuzbandersatz verwendet, obwohl mittlerweile die gängige Praxis eine Sehne aus dem Oberschenkel ist. Bei dieser Methode, die bei mir angewendet wurde, dauert der Heilungsprozess meist länger, und das Risiko für Vernarbungen im Kniegelenk ist aufgrund der größeren Wunde (zur Entnahme des Kreuzbandersatzes) höher.
Während meiner Reha, in der ich noch fest davon überzeugt war, bald wieder topfit auf dem Rasen zu stehen, merkte ich zunehmend, dass ich keine Fortschritte machte. Das Knie schmerzte bei mäßiger Belastung, und das Streckdefizit, das nach der OP normal ist, konnte ich trotz größter Bemühungen nicht loswerden. Mein Physiotherapeut konnte nicht mehr viel machen, und die Ärzte wollten nochmal ins Knie schauen. Zum ersten Mal war ich skeptisch, ob ich dort gut aufgehoben war, dennoch dachte ich mir, die erste OP wurde dort durchgeführt, und sie wissen wahrscheinlich am besten, was sie gemacht haben.
Aufnahme aus dem Krankenhaus
Nach der zweiten OP war klar: Es hatte sich übermäßig Narbengewebe im Knie gebildet, das zu diesen Bewegungseinschränkungen und Schmerzen führte. Es wurde entfernt und ab da sollte alles besser werden. Es wurde besser, aber nur minimal, nicht so wie erwartet. 1,5 Jahre waren schon vergangen und langsam machte sich Verzweiflung breit. Ich konnte immer noch nicht joggen ohne Schmerzen, und auch die Streckung war nicht optimal.
Dieses Mal suchte ich einen Knieexperten auf. Ich entschied mich für Dr. Gerd Rauch, einen Orthopäden aus Kassel, der zum damaligen Zeitpunkt auch Teamarzt der Bundesliga-Handballer der MT Melsungen war. Schon im Wartezimmer merkte ich, dass alle Patienten wegen ihrer Knieprobleme hier waren. Nach zweistündigem Warten war ich nur fünf Minuten im Besprechungsraum. Ich beschrieb kurz meinen Behandlungsverlauf und meine Beschwerden, und er sagte sofort "Zyklopssyndrom". Ich hörte diesen Begriff zum ersten Mal, und meine Recherchen bestätigten genau, was ich die letzten Monate durchgemacht hatte. Eine dritte OP stand an. Wieder wurde Narbengewebe entfernt und auch ein Teil des Innenmeniskus, weil die Naht aus der ersten OP nicht gehalten hatte bzw. der Meniskus nicht zusammengewachsen war. Bereits nach ein paar Wochen spürte ich eine wesentliche Verbesserung und Erleichterung.
In welchen Momenten hast Du an Dir gezweifelt & wie hast Du wieder Mut gefasst?
Vor allem am Anfang, als ich keine nennenswerten Fortschritte machte oder nach den OPs, als alles (Physio, tägliche Übungen und Training, Schmerzen) wieder von vorne begann, hat mich das sehr mitgenommen. Ich wollte mehr, als mein Körper leisten konnte, aber irgendwann hatte ich keine Lust mehr darauf; ich wollte einfach nur wieder „normal“ Sport treiben. In diesen Momenten fiel es mir extrem schwer, mich zu motivieren, und ich ertappte mich dabei, wie ich mich in eine Opferrolle dachte, mit Gedanken wie „Warum passiert mir das?“.
Meine Familie war immer ein wichtiger Rückhalt und eine große Unterstützung. Ich war nie allein und konnte mich bei Rückschlägen immer auf sie verlassen. Bei meinen täglichen Übungseinheiten war zum Beispiel mein Bruder oft dabei und erinnerte mich daran, weiterzumachen, wenn ich eine Einheit aussetzen wollte.
Benjamin mit seinem Bruder Aziz (hier im Hintergrund), welcher im stets eine Stütze war
Die Geschichte von Kobe Bryant und sein Buch haben mich ebenfalls sehr motiviert, diszipliniert zu bleiben und hart an mir zu arbeiten. Bryant hatte sich im hohen Alter die Achillessehne gerissen und darüber einen inspirierenden Post geschrieben. Seine Worte gaben mir die Kraft, immer weiterzumachen.
Wo stehst Du heute & wie sieht die Zukunft aus?
Nach der dritten OP empfahl mir der Arzt, aufgrund der Komplikationen und der Entfernung eines Teils des Meniskus, keine Kontakt- und Sprungsportarten mehr auszuüben. Stattdessen sollte ich mehr Radfahren und Schwimmen. Mit beiden Sportarten konnte ich jedoch nicht viel anfangen. Ich spielte noch zwei wunderbare Saisons bei der FSG Bebra, in denen uns fast der Aufstieg in die Gruppenliga gelang, aber ich musste einsehen, dass es keinen Sinn mehr machte, nach jedem Spiel zwei Tage lang mit Knieschmerzen zu kämpfen. Außerdem wollte ich nicht riskieren, mit 40 ein künstliches Kniegelenk zu benötigen.
Heute bin ich weiterhin sportlich aktiv, konzentriere mich jedoch auf Fitnesstraining und spiele regelmäßig Volleyball und gelegentlich locker Fußball mit meinen Freunden aus der Bebraner Aramäer Sportgruppe. Durch das regelmäßige Krafttraining ist es mir gelungen, mein Knie zu stabilisieren und zu entlasten. Besonders mein Sohn hat in mir den Wunsch geweckt, auch im höheren Alter mobil und aktiv zu bleiben. Das ist für mich eine zusätzliche Motivation.
Benjamin mit der Aramäer Sportgruppe
Was hast Du aus dieser Erfahrung gelernt?
Eine wichtige Lektion ist es, bei Verletzungen oder Krankheiten stets einen Experten aufzusuchen. Doch selbst dann ist es entscheidend, eigene Recherchen anzustellen, um die richtigen Fragen stellen zu können. Immerhin geht es um den eigenen Körper und die Gesundheit.
Es macht keinen Sinn, sich über die Vergangenheit aufzuregen oder diese ganzen "hätte/wäre/wenn"-Gedanken mit sich zu tragen. Man muss aus ihr lernen, jede Situation bestmöglich bewerten und eine Entscheidung treffen, die zu dem Zeitpunkt die beste ist, die man treffen kann. Alles andere muss man so akzeptieren, wie es ist, und mit Ehrgeiz und Disziplin das Beste daraus machen.
Zu oft konzentriert man sich auf die Dinge, die man nicht ändern kann, und vergeudet dadurch seine Energie. Viel wichtiger ist es, zu identifizieren, was man ändern kann (oft ist es man selbst) und aktiv daran zu arbeiten.
Welche Strategien, Methoden & Tools waren entscheidend für Deinen Erfolg?
Je mehr Zeit man in ein Thema investiert, desto mehr übernimmt man Gedanken und Grundsätze, die sich automatisch ins Leben einfügen. Das muss einem bewusst sein. Veränderung oder Verbesserung erwarten, ohne etwas anzupassen, funktioniert nicht. Ich habe mir inspirierende Personen wie Kobe Bryant & David Goggins gesucht und ihre Bücher gelesen, die Ähnliches durchgemacht haben. Sie sind für mich zu Vorbildern geworden. Das hat mir sehr geholfen, ein Mindset aufzubauen, das mir bei der Bewältigung dieser schwierigen Zeit half. Es ist essentiell, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen. Ein einfacher Schritt ist, entsprechenden Inhalten in den sozialen Medien zu folgen. Etwas schwieriger ist es, einen Freundeskreis aufzubauen, der einen voranbringt. Dafür ist es leichter, diejenigen zu identifizieren, die einen runterziehen, und keine Zeit mehr mit ihnen zu verschwenden. Ich habe das Glück, einen großartigen Freundeskreis zu haben, aber weil es so wichtig ist, möchte ich es hier betonen.
Mir hat auch geholfen, mir bewusst zu machen, mit welchen „echten“ Problemen (Krieg, schwere Krankheiten, Hunger, Tod usw.) andere Menschen kämpfen und wie sie trotzdem weitermachen, nicht aufgeben und dennoch ein glückliches Leben führen. Dadurch erscheinen die eigenen Probleme sehr klein und es wird einfacher, das eigene Schicksal anzunehmen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Investieren in professionelle Hilfe. In meinem Fall war es die Physiotherapie bei Bernd Bally in Bebra. Die gesetzliche Krankenkasse gewährt, wenn ich mich richtig erinnere, zehn Sitzungen à 30 Minuten. Danach muss man, wenn man weiterhin Physiotherapie möchte, die Kosten selbst tragen. Gerade wenn es nicht wie geplant läuft, sind diese zehn Sitzungen wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Abgesehen davon, dass ich die richtigen Übungen gelernt und gezielte Massagen erhalten habe, hilft der regelmäßige Besuch dabei, motiviert zu bleiben und nicht nachzulassen.
Welche Bücher, Podcasts oder anderen Ressourcen haben Dich besonders inspiriert?
Ich bin beeindruckt von Menschen, die mental so stark sind, dass sie ihren Geist zu 100 % unter Kontrolle haben und dadurch fast unmenschliche Leistungen erbringen. Dies zu erreichen, motivierte mich damals, dranzubleiben und meine „Hausaufgaben“ zu machen, und inspiriert mich heute noch in allen Lebensbereichen. Die folgenden zwei Bücher kann ich sehr empfehlen, um eine Siegermentalität aufzubauen:
Mamba Mentality: Mein Weg zum Erfolg – Kobe Bryant
Can't Hurt Me: Beherrsche deinen Geist und erreiche jedes Ziel – David Goggins
Welchen Rat kannst Du den Leuten, die Deine Geschichte hören, auf ihrem Weg mitgeben?
Gerade wenn man am Anfang einer Verletzung oder großen Herausforderung steht und noch so viele Stunden Reha, Schmerzen, Schweiß und Training vor sich hat, dass man eingeschüchtert ist und das Ziel aus den Augen verliert, fällt mir die Geschichte vom Jungen und dem Pferd ein.
Ein Junge und ein Pferd sind im Wald. Der Junge sagt zum Pferd: "Ich sehe keinen Weg aus dem Wald heraus." Das Pferd fragt ihn: "Siehst du deinen nächsten Schritt?" "Ja," sagt der Junge. Das Pferd antwortet: "Dann mach diesen einen Schritt."